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"Benzin, an dem Blut klebt"

Von Ines Scholz

Politik

Wien - 2,5 Millionen Tote, über vier Millionen Vertriebene: das ist die bisherige Bilanz des Krieges, den die sudanesische Regierung gegen die vorwiegend im Süden lebende christliche Minderheit führt. Seit 1992 das Regime von Hassan Al Bashir die Ausbeutung der reichen Ölvorkommen im Süden des Landes zum Staatsziel erklärt hat, wird der Krieg vor allem aus den Milliardeneinnahmen des Ölgeschäfts finanziert. Zahlreiche westliche Firmen sind durch Förderkonzessionen an dem Exportgeschäft beteiligt - auch die OMV.


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Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Vereinigung der Südsudanesen in Österreich (ASSA) werfen den westlichen Unternehmen vor, durch die Ausbeutung der Ölfelder den Krieg Khartoums gegen die christliche Bevölkerung mitzufinanzieren. 29 Millionen US-Dollar monatlich lukriert Khartoum nach eigenen Angaben aus dem Ölexport. Ein großer Teil davon fließt in den Kauf von Waffen, mit denen das Regime klar "darauf abzielt, die Menschen aus dem Süden zur Ausschlachtung der Bodenschätze zu vertreiben", wie Ulrich Delius von GfbV-International gestern bei einer Pressekonferenz in Wien erklärte. Allein in den letzten drei Monaten mussten 17.000 die Ölregion bei Bentiu verlassen. Neben den planmäßigen Vertreibungen führe die National Islamic Front (NIF) einen regelrechten Völkermord an der Bevölkerung im Süden aus, meinte David Chang, Professor für internationales Recht, der selbst an der Seite der Guerillas gegen Khartoum gekämpft hatte.

Die OMV, die seit Februar 1997 am sogenannten "Explorationsblock 5A" mit 26,125 Prozent beteiligt ist, weist diese Vorwürfe von sich. Das Explorationsgebiet, das nun erschlossen wird, sei weitgehend unbesiedelt, schrieb im März dieses Jahres Vorstandsvorsitzender Richard Scherz in einem Brief an GfbV-Deutschland. Zur Zeit wird nach Angaben der Organisation ungeachtet der neu aufgeflammten Kämpfe zwischen der NIF Al Bashirs und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee SPLA westlich der Stadt Bentiu eifrig an einer neuen Straße gebaut, um den Block 5A mit der Pipeline zu verbinden, die das Erdöl in Zukunft in die nordsudanesische Hafenstadt Port Sudan bringen soll. Anfang nächsten Jahres soll sie fertig gestellt werden. Dann, hofft die OMV, soll auch das Erdöl fließen. Genau das will die GfbV aber verhindern: Noch habe die OMV die Möglichkeit, aus dem Geschäft mit dem "Benzin, an dem Blut klebt", abzuspringen, richtete GfbV-Vertreter Delius bei der Pressekonferenz seinen Appell in Richtung Mineralölkonzern.