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Beobachter sehen das Ende des BZÖ

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik

Die führenden Blätter des deutschen Sprachraums beschäftigten sich am Wochenende mit dem Tod des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider und den Auswirkungen auf die österreichische Politik.


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NZZ: Vakuum

Die Neue Zürcher Zeitung nennt in ihrer Online-Ausgabe Jörg Haider " ohne Zweifel jene Figur auf der politischen Bühne Österreichs, die im In- und Ausland am meisten polarisiert hat: Charismatisch, intelligent, aggressiv - aber zugleich unberechenbar, unstet und rasch beleidigt." Als Basis für den Erfolg des Kärntner Landeshauptmanns nennt das konservative Blatt den "Neid und Hass der Zukurzgekommenen, den Argwohn des Kleinbürgers gegen 'die da oben'". Die weitere Entwicklung sieht der Korrespondent Charles E. Ritterband so: "Haiders überraschender Tod kommt in einer überaus heiklen Phase, in der über eine mögliche Koalition der ÖVP mit den beiden Rechtsparteien spekuliert wird. Der Wegfall Haiders hinterlässt ein politisches Vakuum: Bei den Kärntner Landtagswahlen im kommenden Frühling wird sein BZÖ zweifellos auch ohne seine Person einen sehr deutlichen Sieg davontragen."

Deutschland: Schock oder rasche Wiedervereinigung

Für die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt Reinhard Olt: "Sein abrupter Tod ist für Kärnten - an dessen Spitze er zweimal als Regierungschef stand - wie für ganz Österreich ein einschneidendes Ereignis." Für den Autor ist das Ende des BZÖ als eigenständige Grupperung in Sicht: "Haider wollte eine Neuauflage der SPÖ/ÖVP-Koalition verhindern, versuchte daher, den Bruch mit der FPÖ zu kitten. Über kurz oder lang werden die beiden Parteien sich wohl wiedervereinigen. Aber erst einmal stehen sie unter Schock."

In der liberalen Süddeutschen Zeitung schreibt Michael Frank von Haiders Tod in den Tagen seines größten Triumphs: "Der begnadete Volkstribun, der zynische Rechtspopulist, der kalt berechnende Hetzer gegen Fremde und Liberale, hatte soeben wieder einen besonderen Akzent gesetzt und die politische Landschaft Österreichs verändert: Er brachte das von ihm vor drei Jahren gegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), eine armselige Versammlung armseliger politischer Außenseiter, binnen sechs Wochen auf den Mandatsstand einer respektablen Kleinpartei." Frank sieht das Ende des BZÖ gekommen: "Straches Partei wird sich beeilen, die nun buchstäblich vaterlos gewordene, hilflose Schar der Haider-Partei bald in die FPÖ und damit in den Hafen einer strammen österreichischen Rechten heimzuholen."

Für Ralf Leonhard in der linksliberalen taz war Haider "die schillerndste Figur aus der österreichischen Politik des letzten Vierteljahrhunderts". Auch er erwartet eine Wiedervereinigung des BZÖ mit der FPÖ: "Die Wiedervereinigung des 'dritten Lagers', die Haider anstrebte, um die Rechte zur stärksten Kraft zu machen, wird er nicht mehr erleben. Ironischerweise sind die Aussichten dafür durch seinen Tod aber besser geworden: Denn die führerlos gewordene Schar der Haider-Verehrer wird sich nun leichter von der stärkeren FPÖ aufsaugen lassen."

Das Magazin Der Spiegel sieht Haider als den wichtigsten Mann der politischen Rechten: "Als Populist und knallharter Taktiker hat Jörg Haider die politische Rechte in Österreich salonfähig gemacht."