Der 83-jährige Ex-ÖFB-Präsident starb am Sonntag. Auf ihn passte der Begriff "Citoyen" perfekt. Ein Nachruf.
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Wien. Dass er mit Vornamen eigentlich Josef hieß, wussten viele gar nicht, anderen war es egal. Mauhart war immer "der Beppo". Schon in den 1960er Jahren begann seine symbiotische Männerfreundschaft mit Hannes Androsch, die ihn privat und beruflich bis zu seinem Lebensende prägte. Mauhart und Androsch lernten sich beim VSStÖ kennen und fanden sich anfangs eher arrogant. 1970 holte ihn Androsch als Pressesprecher in sein Kabinett, das gab es in der österreichischen Bundesregierung bis dahin nicht. Androsch musste seinerzeit Bruno Kreisky noch um Erlaubnis fragen, dies zu tun, "der Alte" stimmte zu. Und Mauhart sorgte für Unerhörtes: Er lud Journalisten in der Nacht vor der Budgetrede ins Ministerium, die deren Entstehung miterleben durften. So viel Transparenz war später nicht mehr.
1976, kurz bevor der bei Kreisky in Ungnade gefallene Androsch das Ministerium verließ und CA-Generaldirektor wurde, wechselte Beppo Mauhart in den Vorstand der damals noch staatlichen Austria Tabak. Bis 1995 blieb er deren Generaldirektor. Berühmt war sein Spruch, den er gegen Tabak-Werbeverbote gerne einsetzte: "Die Summe aller Laster bleibt gleich." Um sich dann darüber lustig zu machen, welche noch schädlicheren Gewohnheiten sich die Menschen wohl zulegen würden, wenn es den Tabak nicht gäbe. Die Zigarettensorte "Memphis" fiel in seine Ägide. Aber auch ein missglückter Ausflug in die Sportartikelindustrie, die Marke "Head" musste nach etlichen Problemen wieder veräußert werden. Mauhart blieb bis zum Schluss dabei, dass der rasche Verkauf von "Head" ein Fehler gewesen sei, die damalige Große Koalition wollte dies so, und überhaupt standen die Weichen damals auf Privatisierung. Dass er ein vehementer Gegner des Verkaufs der Austria Tabak AG war und blieb, ist nur verständlich.
Der am 14. September 1933 in Enns (Oberösterreich) geborene Beppo Mauhart maturierte im Stiftsgymnasium Wilhering. Und er war und blieb ein Universalist, die der Gesellschaft heute machmal abgehen. Als Fußball-Interessierter engagierte er sich früh bei Austria Wien, war lange deren Präsident. Und von 1984 bis 2002 war er auch noch Präsident des österreichischen Fußballbundes (ÖFB), der längstdienende überhaupt. 1990 und 1998 qualifizierte sich Österreich für die WM-Endrunde. Und als Vizepräsident steuerte er jenen Verein mit, der 2008 die gemeinsame Europameisterschaft der Schweiz und Österreichs organisierte.
Vater der EM 2008
Er scheute sich nicht vor schwierigen Aufgaben. 1984 lag der ÖFB darnieder, der damalige prominente Trainer Max Merkel sagte 1984 zu Mauhart, "das einzige was im ÖFB funktioniert, ist die Mittagspause". Mauhart baute die Nachwuchsarbeit auf, sorgte mit besserer Vermarktung für eine ordentliche finanzielle Ausstattung und führte den ÖFB mit Umstrukturierungen in die Moderne. "Zu meiner Zeit ist der modernste Sportverband des Landes entstanden", sagte er später über diese Zeit, in der acht Teamchefs kamen und gingen. Die Krönung seiner ÖFB-Präsidentschaft waren allerdings nicht die sportlichen Erfolge, sondern es war die erfolgreiche Bewerbung um die EM 2008. Auch wenn er beim Zuschlag im Dezember 2002 nicht mehr im Amt war - dieses hatte kurz davor Friedrich Stickler angetreten - so gilt der zum Ehrenpräsidenten ernannte Mauhart als geistiger Vater des Turniers in Österreich und der Schweiz. Vier Jahre zuvor war die Doppelbewerbung Österreichs und Ungarns noch gescheitert, doch mit der ihm eigenen Beharrlichlichkeit blieb Mauhart dran - mit Erfolg.
Rettung des Künstlerhauses
Als Kulturinteressierter gründete er als Chef der Austria Tabak das Tabakmuseum und machte daraus einen Künstlertreffpunkt. Mit demselben Engagement setzte er sich für die Rettung des Künstlerhauses ein, was er nach dem Engagement von Hans-Peter Haselsteiner dort auch noch erleben durfte.
Zeit seines Lebens und mit großer Überzeugung war er Hannes Androsch ein guter Freund. Er verteidigte ihn in der leidigen Steuer-Affäre, unabhängig davon ob ihm das schaden könnte oder nicht. Er gab Bücher über Hannes Androsch heraus, und ohne ihn hätte Androsch wohl einige der von ihm publizierten Bücher nicht herausgeben können.
Beppo Mauhart war ein Überzeugungstäter im besten Sinn des Wortes. Gemeinsam mit Hannes Androsch und Bernd Schilcher initiierte Beppo Mauhart 2011 das Bildungs-Volksbegehren. Wer nachlesen möchte, was zu tun ist, braucht nur deren Vorschläge zu lesen. Beppo Mauhart war ein Citoyen. Einer, der die Gesellschaft gestalten wollte und dies auch tat, immer mit einem leichten Anflug von Selbstironie, hinter der er seine Selbstkritik versteckte. In der Politik, in der Wirtschaft und in der Kultur bewegte Mauhart viel, ohne sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Er mag nicht alles richtig gemacht haben, aber er machte. Beppo Mauhart starb am Sonntag, plötzlich und mit der ihm eigenen Bestimmtheit.
"Mauhart hat erfolgreich eines der großen Wirtschaftsunternehmen Österreichs geleitet. Seine große Liebe galt aber dem Fußball. Als längstdienender Präsident des österreichischen Fußballbundes hat er sehr viel für das sportliche Ansehen des Landes geleistet."
Bundespräsident
Alexander Van der Bellen
"Beppo Mauhart war einer der bekanntesten und verdientesten Sportfunktionäre der Zweiten Republik. Während seiner Amtszeit wurden viele Weichen im österreichischen Fußballsport gestellt."
Sportminister
Hans Peter Doskozil
"Beppo Mauhart hat seine Zeit wie kaum ein anderer geprägt. Neben seinen großen Verdiensten um den österreichischen Fußball wird vor allem sein markantes Charisma unvergessen bleiben. Im ÖFB wird Beppo Mauhart als längstdienender Präsident immer einen Ehrenplatz einnehmen."
ÖFB-Präsident Leo Windtner
"Beppo Mauharts Tod hinterlässt eine Lücke. Er war Sozialdemokrat seit seiner Jugend, arbeitete gemeinsam mit Hannes Androsch im Finanzministerium, seine wirtschaftliche Kompetenz zeigte sich in der Austria Tabak, seine Leidenschaft zum Fußball ließ ihn zum längstdienenden ÖFB-Präsidenten und Vater der Euro 2008 werden, sein gesellschaftspolitisches Engagement machte ihn zum kämpferischen Unterstützer des Bildungsvolksbegehrens 2011. Alles, was er tat, tat er mit Leidenschaft, mit Hartnäckigkeit und mit Reformwillen. Ein Sir der alten Schule ist von uns gegangen."
SPÖ-Klubobmann
Andreas Schieder
"Beppo Mauhart war ein Manager mit Grandezza. Ein Mann mit Handschlagqualität, der Haltung bewies, indem er Wort hielt. Als solchem war es ihm Pflicht, seine persönliche Leidenschaft in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. ( . . . ) Seinem Engagement ist es maßgeblich zu verdanken, dass die EM 2008 in Österreich stattfand. Beppo Mauhart hatte jedoch auch ein großes Herz für die Kultur. Als Präsident der Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus setzte er sein ganzes politisches und wirtschaftliches Gewicht ein, um für die Sanierung Finanzmittel zu lukrieren."
Andreas Mailath-Pokorny, Wiens Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport
"Beppo Mauhart war schon zu Lebzeiten eine Legende - mit unendlicher Begeisterung für den Fußball, mit Verlässlichkeit und sprichwörtlicher Handschlagqualität hat er den österreichischen Fußball entscheidend geprägt - als längstdienender Präsident des ÖFB und dessen Ehrenpräsident. Die Sportwelt trauert um einen ihrer bekanntesten Vertreter."
ÖVP-Sportsprecher
Johannes Rauch
"Beppo Mauhart war immer mit voller Leidenschaft bei der Sache. Er wird uns sehr fehlen. Ich verliere einen sehr guten Freund."
Karl Blecha, Präsident des Pensionistenverbands Österreichs (PVÖ)
"In all seinen Funktionen erlebte ich ihn als höchst aktiven Veränderer und Reformer. Sein Tod hinterlässt eine Lücke."
Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes
Weitere Reaktionen zum Ableben von Beppo Mauhart