Der Markt für nachhaltige Finanzprodukte wächst konstant, Privatanleger finden aber nur schwer Informationen.
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Wien. "Nachhaltige Finanzprodukte sind nach wie vor ein Nischenprodukt", sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien. Was auf einem Billionen Euro schweren Markt ein Nischenprodukt ist, hat aber immer noch ein beträchtliches Volumen. Im Fall von nachhaltigen Investments handelt es sich um eine ständig wachsende Nische.
Laut einer Studie des Europäischen Dachverbandes für nachhaltige Geldanlage (Eurosif), die die Entwicklung in 13 europäischen Ländern untersuchte, betrug das Wachstum des Volumens von nachhaltigen Themenfonds von 2011 bis 2013 22,6 Prozent. Das ist um ein knappes Prozent stärkeres Wachstum als im europäischen Gesamtmarkt. In anderen von der Studie erfassten Kategorien sind die Wachstumszahlen noch beeindruckender. So sind Anlageformen, die freiwilligen Ausschlusskriterien unterliegen, von 2011 bis 2013 um 91 Prozent gewachsen und decken laut einer Schätzung knapp über 40 Prozent aller professionell geführten Assets in Europa ab. In anderen Unterkategorien gibt es zum Teil noch größere Steigerungen.
Die Vielzahl an unterschiedlichen Kategorien ist aber auch ein Problem des nachhaltigen Investierens. "Es ist nicht so einfach herauszufinden, was die Fonds machen. In Wahrheit muss man sich die einzelnen Titel eines Fonds anschauen, um sich ein Bild zu machen", erklärt Zgubic. Wobei es etwa bei Fonds mit freiwilligen Ausschlusskriterien noch relativ einfach ist. Diese Fonds verpflichten sich freiwillig, in gewissen Branchen nicht zu investieren.
In Österreich betreffen die am weitesten verbreiteten Ausschlusskriterien die Bereiche Waffen, Kernkraft, Tabak, Pornografie und Tierversuche. In der Regel reichen derartige Ausschlusskriterien aber nicht aus, um als nachhaltiger Investmentfonds durchzugehen. In Österreich gibt es mit dem Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte bereits seit zehn Jahren ein Gütesiegel in diesem Bereich. "Dabei werden Richtlinien, die vom Umweltministerium kommen, überprüft. Auch soziale und ethische Kriterien müssen eingehalten werden", erklärt Susanne Hasenhüttl von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik.
Österreich hat eine Vorreiterrolle
Aktuell tragen 43 österreichische Investmentfonds, die ein Volumen von 4,2 Milliarden Euro verwalten, das Gütezeichen. Insgesamt umfasste der Markt für nachhaltige Geldanlagen in Österreich 2013 laut dem Forum Nachhaltige Geldanlage 6,6 Milliarden Euro. Zertifikate wie das Österreichische Umweltzeichen sind in Europa für nachhaltige Finanzprodukte noch die Ausnahme. "Wir sind hier Vorreiter", sagt Hasenhüttl. Das betrifft auch den Anteil am gesamten Markt für Finanzprodukte. In Österreich liegt er bei 4,5 Prozent, in der Schweiz bei 3,8 Prozent, in Deutschland bei 1,5 Prozent.
In erster Linie spielen nachhaltige Investments für institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Vorsorgekassen und Versicherungen eine Rolle. Private Anleger kommen in Österreich nur auf 14 Prozent der Investments. Das liegt aber weniger am mangelnden Interesse als an fehlenden Informationen. "Im Privatkundengeschäft gibt es bei der Beratung noch Verbesserungspotenzial", sagt Hasenhüttl. "Institutionelle Anleger können sich leichter informieren", erklärt Zgubic.
Zum Teil sind brauchbare Informationen auch schwer zu finden. "Teilweise lässt die Transparenz der Fonds sehr zu wünschen übrig. Je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr Fragezeichen tauchen auf", so Zgubic. Oft fehlt es schon bei Bankberatern, also denjenigen, die Finanzprodukte verkaufen, an entsprechendem Wissen. "Hier fehlt es auch an Schulungen zum Thema", sagt Hasenhüttl. "Wenn die Banken in diesem Bereich aktiver wären, wäre auch dem Produkt geholfen", betont Zgubic. Generell sind jene Banken, die nachhaltige Finanzprodukte anbieten, in Österreich in der Minderheit. Vier Institute, die mit dem Umweltzeichen zertifizierte Produkte anbieten, kommen aus dem Ausland, ein breites Angebot an zertifizierten Finanzprodukten haben lediglich die Erste Sparinvest und die Volksbank Investments.