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Bundespräsident Heinz Fischer erwies sich im Ö1-"Mittagsjournal" am Samstag wieder als Politiker von Format. Vor allem deshalb, weil er sich durch noch so bohrende Fragen überhaupt nicht dazu drängen ließ, sie zu beantworten oder ihm in den Mund gelegte Ansichten auch nur ansatzweise zu bestätigen. Er tat dies in einer sehr verbindlichen, ja geradezu humorvollen Weise.
Weder in der Frage eines Ausschlusses von Parteien bei der künftigen Regierungsbildung noch bei der Forderung nach Polizeiaktionen in der der Causa Ortstafeln und schon gar nicht zum künstlich hochgespielten "Skandal" der EU-Plakate ließ er sich auch nur einen Zentimeter auf das sorgsam vorpolierte Glatteis locken.
Und dennoch, oder gerade deshalb, war das Interview äußerst informativ. Es zeigte klare Haltung und große Resistenz gegen die Versuchung, populistisch mit den Wölfen vom Boulevard zu heulen. Damit ähnelt Fischer ein wenig Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der auch nicht jede Frage apportiert. Bei ihm revanchiert man sich mit der Punze "Schweigekanzler". Ähnliches traut man sich beim Bundespräsidenten (noch?) nicht.