Berlusconi-Senator hat keine Zweifel an Breschnew-Auftrag. | Opposition spricht von reiner Fantasie. | Rom. (dpa) Wollte Moskau Papst Johannes Paul II. töten lassen, weil er die polnische Gewerkschaft "Solidarität" unterstützte und den Kommunismus in Osteuropa bekämpfte? Die seit langem kursierende Theorie, die niemals vor einem Gericht bestätigt werden konnte, erhält jetzt von dem Vorsitzenden eines italienischen Parlamentsausschusses, der die Affäre drei Jahre lang untersuchte, neue Nahrung.
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Laut dem Senator Paolo Guzzanti, der Mitglied von Ministerpräsident Silvio Berlusconis Regierungspartei und Leitartikler des Berlusconi gehörenden "Il Giornale" ist, ist der Ausschuss "ohne jeden Zweifel" zu der Überzeugung gelangt, dass die Sowjetführung die Initiative ergriff, um Karol Wojtyla aus dem Wege zu räumen.
Diese Ansicht wird jedoch nicht von allen Mitgliedern des so genannten Mitrochin-Ausschusses geteilt, der von Berlusconi vor vier Jahren eingesetzt wurde, um Informationen zu überprüfen, die von dem gleichnamigen KGB-Archivar kamen, der in den 90er Jahren nach Großbritannien übergelaufen war.
Ausschussmitglied Walter Bielli, der der oppositionellen Demokratischen Linkspartei angehört, hält Guzzantis Schlussfolgerungen für reine Fantasie, die nicht durch Dokumente gedeckt werde. Bielli weist darauf hin, dass die so genannte bulgarische Verbindung, nach der bulgarische Agenten Ali Acga bei dem Mordversuch geholfen haben, niemals bewiesen worden ist. Es gebe auch keine dokumentarischen Beweise dafür, dass Breschnew den militärischen Geheimdienst GRU beauftragt habe.
Bielli hält es auch für absurd, Ali Acga, der zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde, jetzt als Kommunisten abzustempeln. Er sei damals Mitglied der rechtsradikalen türkischen Gruppe der "Grauen Wölfe" gewesen. Der Oppositionspolitiker Bielli wirft Guzzanti vor, im laufenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen darlegen zu wollen, dass der Kommunismus "für alle Übel der Welt" verantwortlich gewesen sei.