Zum Hauptinhalt springen

Berichten unter Lebensgefahr

Von Michael Spindelegger und Alison Bethel McKenzie

Gastkommentare
Michael Spindelegger ist Vizekanzler und Außenminister der Republik Österreich. Alison Bethel McKenzie ist Exekutivdirektorin des Internationalen Presseinstituts (IPI).

Journalisten sind in vielen Ländern täglich mit dem Tod konfrontiert - auch außerhalb von klassischen Konfliktzonen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Allein in diesem Jahr wurden weltweit mehr als hundert Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet - die höchste Zahl an Todesfällen seit Beginn der Aufzeichnungen des Internationalen Presseinstituts (IPI) im Jahr 1997. In allen Weltregionen sind Journalisten brutalen Angriffen ausgesetzt. Manche geraten ins Kreuzfeuer im Zuge ihrer Berichterstattung über bewaffnete Konflikte. Die meisten Übergriffe erfolgen jedoch außerhalb von klassischen Konfliktzonen: Journalisten werden Opfer von gezielten Attacken krimineller Gruppierungen und auch Einzelpersonen, die die Verbreitung von Informationen verhindern und kritische Stimmen zum Verstummen bringen wollen.

In vielen Ländern sehen sich Journalisten täglich mit dem Tod konfrontiert. Aber die Angriffe beschränken sich nicht auf Mordanschläge: Viele Reporter werden brutal zusammengeschlagen oder durch Schussfeuerwaffen und Sprengkörper schwer verletzt. Auch Familienangehörige von Journalisten werden nur zu oft in den Strudel der Gewalt hineingezogen.

Die weitverbreitete Straflosigkeit für solche Übergriffe stellt eine der größten Herausforderungen im Kampf für mehr Sicherheit dar.

Die weltweit steigende Zahl der Morde an Journalisten hat zu einem dringenden Handlungsappell geführt. So konnten im vergangenen Jahr einige internationale Meilensteine im Kampf gegen Gewalt und Straflosigkeit gesetzt werden: Im September wurde auf Initiative von Österreich erstmals eine Resolution zur Sicherheit von Journalisten vom UNO-Menschenrechtsrat angenommen. Neben einem politischen Statement zur Verurteilung jeder Art von Übergriffen enthält die Resolution auch einen Aufruf an die Staaten, konkrete Maßnahmen gegen die Straflosigkeit zu ergreifen. Erstmals wird auch die Verantwortung der Regierungen hervorgehoben, die Sicherheit von Journalisten nicht nur in Konfliktsituationen zu gewährleisten, sondern in allen Bereichen und jederzeit.

Parallel zu diesen Aktivitäten hat auch die Unesco Aktionen zur Verbesserung der Sicherheit von Journalisten vorangetrieben. Das Ergebnis ist der im April angenommene UNO-Aktionsplan zur Sicherheit von Journalisten. Während der vergangenen Tage wurden diese Bemühungen in Wien fortgesetzt: Vertreter internationaler Organisationen, von Staaten, Berufsvertretungen und NGOs trafen auf Einladung Österreichs zusammen, um die konkrete Umsetzung des UNO-Aktionsplans sicherzustellen.

Medienvertreter aus aller Welt waren aktiv in diese Debatten eingebunden. Schon bei einem Treffen vor wenigen Wochen in London veröffentlichten Redakteure und Journalisten eine Stellungnahme, in der die effektive Umsetzung des Aktionsplans gefordert wird.

Österreich und das IPI stehen bereit, die gemeinsame Arbeit fortzusetzen, um die nun bestehenden Mechanismen zum Schutz von Journalisten bekannt zu machen und voranzutreiben. Und das IPI wird weiterhin Journalisten in gefährlichem Umfeld unterstützen, Gerechtigkeit fordern und die Verantwortlichkeit der Staaten für die Sicherheit der Journalisten einfordern.