R o m - In diesen Tagen werden alle italienischen Haushalte - insgesamt rund 20 Millionen - mit einem 490 Gramm schweren Paket beglückt. Auf 128 Seiten wird ihnen mit hunderten Fotos eingehämmert, warum sie am 13. Mai Silvio Berlusconi zum neuen Ministerpräsidenten wählen sollen. Auf hunderten | Bildern wird ihnen wie in einem Fotoroman "Una Storia Italiana" (Eine italienische Geschichte) erzählt, der Aufstieg des ehemaligen Barmusikers zum großen Medien- und Bauunternehmer, der künftig die Geschicke des Landes leiten will.
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Berlusconi mit Mama Rosa und Margaret Thatcher, mit Sylvester Stallone und dem Papst, mit Bill Clinton und mit Spaniens Premier Jose Maria Aznar wechselt auf den 128 Seiten des Buches mit Bildern im Park der heimatlichen Villa in Arcore, auf der Yacht mit seinen politischen Freunden bei der Lektüre von Klassikern.
Die Leser des Buches werden freilich nicht überfordert. Die Texte sind kurz und bündig, wie es sich für einen Fotoroman gehört. Salesianerpater Emilio Furlotti berichtet vom "genialen Schüler" Berlusconi, er selbst enthüllt, dass er seit 30 Jahren seine Schuhe bei der Firma Albertini in der Via del Gesu kauft und ebenso lange seine Hemden bei Bianca Mauri herstellen lässt. Mit seiner ersten Frau verbinde ihn heute eine "echte Freundschaft" - die freilich nicht so weit geht, dass der Freundin auch ein Foto in der Bildbiografie gewidmet wird. Und natürlich kommt auch der Sportsmann Silvio Berlusconi nicht zu kurz. Er habe den Fußballclub Milan aus der Serie B in den Championscup gehievt, erzählt er nicht ganz zutreffend - Milan spielte schon in der A-Liga, als Berlusconi den Verein kaufte.
Jeder hat das Recht, seine Memoiren zu veröffentlichen. Cäsar schrieb sein "De bello gallico" und Berlusconi halt über Milano 2 (die von seinem Baukonsortium errichtete Satellitenstadt) spottete der liberalkonservative Doyen der italienischen Publizistik, Indro Montanelli, am Wochenende.
Und es gibt auch schon eine Kampagne, die dazu aufruft, dem Chef von Forza Italia sein Buch postwendend zurückzuschicken. Eine andere Gruppe ruft zur Altpapiersammlung auf und will die damit gewonnen Mittel Sozialprojekten zur Verfügung stellen.
Aber auch die Berlusconi-Gegner sind nicht tatenlos geblieben. Die regierende Mitte-Linkskoalition Ulivo versandte ebenfalls in diesen Tagen ein Buch an alle Journalisten, in denen die Leistungen der letzten fünf Jahre aufgezählt werden. Als heimliche Bestseller entwickeln sich auch die schmalen Bände, in denen die im Internet abgewandelten Berlusconi-Plakate - der Forza Italia-Chef verspricht u.a. Steuersenkungen, Pensionserhöhungen und mehr Respekt für die Familie - und Berlusconi-Witze publiziert werden. "Ein konkretes Versprechen: Die Familie lieben und respektieren - in meinem Fall zwei" heißt es auf einem dieser Poster in Anspielung auf Berlusconis zwei Ehen und auf einem anderen "Um zu regieren braucht man Intelligenz - Vielleicht schaffen wir's trotzdem". Der liebe Gott fürchte sich, Berlusconi zu verdammen, wie es ihm gebühre, wird in einem Witz erzählt, weil er sich fürchte von diesem dann als Kommunist entlarvt zu werden.