Sinkende Werte für den italienischen Regierungschef. | Rom/Wien. Eine Woche vor den am kommenden Sonntag und Montag in 13 der insgesamt 20 italienischen Regionen stattfindenden Regionalwahlen hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi ein Fernsehduell mit dem Chef der Opposition, Pierluigi Bersani, abgesagt. Angesichts der täglichen Angriffe Bersanis gegen seine Regierung habe er das Vertrauen in eine produktive Diskussion mit der Linken verloren, sagte Berlusconi - und fügte hinzu, dass er auch die institutionellen Reformen ohne Opposition verabschieden wolle.
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Wenige Tage vor den Wahlen sieht sich der Regierungschef mit einem sinkenden Vertrauen in sein Kabinett konfrontiert. Seine Popularität sei laut jüngsten Umfragen von 68 auf 61 Prozent gesunken, was aber immer noch ein Rekordwert für westliche Verhältnisse sei. Andere Umfragen sehen die Zustimmungsrate für Berlusconi allerdings noch wesentlich tiefer. Nur 44 Prozent haben nach einer von der Zeitung "la Repubblica" veröffentlichten Umfrage Vertrauen in den Regierungschef, zwölf Prozent weniger als vor einem Jahr. Mit Ausnahme der Zeit im Dezember, als ein psychisch gestörter Mann Berlusconi in Mailand tätlich angriff, sind die Zustimmungswerte für den Premier kontinuierlich gesunken. Schuld daran sind Korruptionsvorwürfe, private Affären Berlusconis und nicht zuletzt das Chaos rund um die Berlusconi-Wahlliste in Rom, die zu spät eingebracht wurde.
Wegen des darauf erfolgten Ausschlusses von den Regionalwahlen in der Provinz Rom hatte die Berlusconi-Partei (PdL) am Samstag ihre Anhänger mit 3000 Bussen, Sonderzügen und Charterflügen zu einer Großdemonstration nach Rom gebracht. Von einer Million Demonstranten sprachen führende PdL-Funktionäre. Die Quästur in Rom zählte aber bloß 150.000, und Innenminister Roberto Maroni (Lega Nord) stellte sich im Zahlenstreit hinter seine Beamten.