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Berlusconi: Ein Lied zum Abschied

Von WZ Online

Europaarchiv

Niederlage nur vor Anhängern eingestanden | In pathetischem Ton beschwor der scheidende italienische Regierungschef Silvio Berlusconi seine Anhänger nach der Niederlage bei den Parlamentswahlen. Dazu trug er auch ein selbstgeschriebenes Lied vor. "Lasst uns gehen, verlassen wir die Zeitungen, das Fernsehen, die Parteien. Lassen wir die allein, die mich nicht mehr wollen ... gehen wir auf eine einsame Insel, in eine andere Welt ... denken wir nur an das Leben und die Liebe", sang er am Freitagabend bei einem Essen den Anhängern und Mitgliedern seiner Partei Forza Italia in Triest vor. Die Wahlniederlage seines Mitte-Rechts-Bündnisses habe ihn "in tiefstem Herzen verletzt", hatte Berlusconi zuvor in seiner Rede gesagt.


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Nachdem Berlusconi unter dem Applaus der Anwesenden seinen Liedvortrag beendet hatte, kommentierte er ironisch: "Wenigstens dieser Beruf bleibt uns noch." Der 69-Jährige ist ein erfahrener Entertainer: Vor seiner politischen Karriere arbeitete er als Schlagersänger und Pianist auf Kreuzfahrtschiffen. Berlusconi hatte schon häufiger angedeutet, er werde im Falle einer Wahlniederlage eine Kreuzfahrt nach Tahiti oder auf die Bahamas machen. Bekannt ist allerdings, dass er in der Schweiz ein Haus renovieren lässt.

Offiziell hat Berlusconi die Wahlniederlage noch immer nicht eingestanden. Die Vizechefin der Liberalen im Europaparlament, Silvana Koch-Mehrin, sagte der "Netzeitung" vom Samstag, Berlusconi mache sich mit seiner beharrlichen Weigerung, seine Wahlniederlage anzuerkennen, "zunehmend lächerlich". Sie halte es allerdings für eine "Frage von wenigen Tagen, bis Berlusconi erkannt hat, dass er sich mit seinem Verhalten zum Deppen der Nation macht."

Der deutsche SPD-Politiker Hermann Scheer warf Berlusconi in der "Netzeitung" vor, "einen kalten Staatsstreich" zu versuchen und forderte das Europaparlament auf, einen Untersuchungsausschuss über Berlusconis Demokratie schädigende Machenschaften einzusetzen. Berlusconi sei "längst keine bloße italienische Angelegenheit mehr", schrieb das Mitglied des SPD-Bundesvorstands. Koch-Mehrin lehnte einen Untersuchungsausschuss ab. Ein solches Gremium werte Berlusconi nur auf. "Im schlimmsten Fall würde er sich sogar darüber lustig machen", fügte sie hinzu.