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Berlusconi: Ruhig, aber sehr verbittert

Von WZ Online

Europaarchiv

Rom. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, der am Sonntagabend nach einem tätlichen Angriff bei einer Parteiveranstaltung in Mailand im Gesicht verletzt wurde, hat mit starken Kopfschmerzen die Nacht in der Mailänder San Raffaele-Klinik verbracht.


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Berlusconis Sprecher Paolo Bonaiuti bestätigte, dass der 73-jährige Premierminister voraussichtlich bis Dienstag im Krankenhaus bleiben wird.

Ein vermutlich psychisch kranker Mann hatte Berlusconi ein Souvenirmodell des Mailänder Doms ins Gesicht geworfen. Dabei wurde das Nasenbein des Premierministers angebrochen und zwei seiner Zähne beschädigt. Eine Unterlippenverletzung musste zugenäht werden.

Im Krankenhaus erhielt Berlusconi am Montag einen Anruf von Staatschef Giorgio Napolitano, der ihm eine baldige Genesung wünschte. Sofort nach dem Angriff hatte Napolitano seine Solidarität mit dem verletzten Premierminister bekundet. Senatspräsident Renato Schifani kündigte einen Besuch in der Klinik an.

Premier ist verbittert

"Berlusconi hat niemals das Bewusstsein verloren. Vom psychologischen Standpunkt ist er durch den Besuch von Freunden und Angehörigen aufgeheitert worden. Er selber hat seine Kinder beruhigt, die sehr besorgt waren. Jetzt ist er ruhig, aber wegen des Vorkommnisses sehr verbittert", berichtete der Arzt nach Medienangaben vom Montag. Vor der Klinik wurde am Montag ein Plakat mit ermutigenden Worten für den Regierungschef aufgestellt. "Berlusconi wünschen wir eine baldige Genesung. Die wahren Italiener sind für immer mit Dir!", ist auf dem Plakat zu lesen. Viele Polizisten bewachen die Klinik, in die Berlusconi sofort nach dem Angriff einliefert wurde.

Psychisch kranker Täter

Der Angreifer Berlusconis, der 42-jährige Massimo T., verbrachte die Nacht unter Aufsicht in einer Zelle der Mailänder Strafanstalt San Vittore. Der Mann, der wegen psychischer Probleme in der Mailänder Poliklinik Behandlung stand, wurde am Sonntagabend lang vom Anti-Terrorismus-Staatsanwalt Armando Spataro verhört. Ihm wird vorsätzliche, schwere Körperverletzung vorgeworfen. T., der in der Firma seines Vaters als Grafiker arbeitete, hatte auch einen ätzenden Selbstverteidigungsspray eingesteckt. Der Vater des Angreifers, Alessandro T., rief am Sonntagabend in der Klinik an, in der Berlusconi behandelt wird. Er erklärte sich über die Geste seines Sohnes "konsterniert".

Nach dem Angriff sollen die Sicherheitsvorkehrungen um den Ministerpräsidenten verschärft werden. Innenminister Roberto Maroni leitete am Montag in dem Hauptsitz der Mailänder Polizei ein Gipfeltreffen, um zu klären, warum die Sicherheitskräfte um Berlusconi den Angriff nicht verhindern konnten. Dabei hatten die Geheimdienste wiederholt vor der Gefahr von Angriffen auf den Premierminister bei öffentlichen Veranstaltungen gewarnt. "Schon seit Tagen fühlte Berlusconi ein negatives Klima um sich", meinte sein Sprecher Bonaiuti.

Angriff auf Facebook gefeiert

Auf Facebook feierten 20.000 Internet-Surfer den Angriff auf Berlusconi. Auf einer Seite ist ein Foto mit dem verletzten Berlusconi zu sehen und darunter der Text: "Danke Massimo T.!". Andere Internet-Surfer hinterließen lobende Botschaften für den Angreifer: "T. sofort heilig!", war unter anderem zu lesen. Diese Botschaften wurden von Innenminister Roberto Maroni schwer verurteilt. "Man kann nicht erdulden, dass im Internet zum Mord an Politikern aufgehetzt wird", betonte Berlusconi.