Zum Hauptinhalt springen

Berlusconi und Monti ohrfeigen einander im TV

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Monti vergleicht seinen Vorgänger mit dem Rattenfänger von Hameln.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Rom. Der Wahlkampf für die italienischen Parlamentswahlen am 24. und 25. Februar läuft vorerst hauptsächlich im Fernsehen, aber die Töne sind bereits sehr rau. Vor allem der scheidende Premier Mario Monti und sein Vorgänger Silvio Berlusconi schenken einander nichts. Monti verglich Berlusconi mit dem Rattenfänger von Hameln. "Er hat die Italiener schon dreimal getäuscht, beim ersten Mal habe auch ich mich täuschen lassen und habe ihn 1994 gewählt", sagte Monti in der Polit-Talkshow "Porta a Porta" im staatlichen Fernsehen und fügte hinzu: "Die Opfer, die von den Italienern verlangt worden sind, wären in drei Monaten verschwendet, wenn ein neuer Illusionist auftaucht oder ein alter überheblich gewordener."

Mit seinem scharfen Angriff auf Berlusconi gab Monti seine bisherige Linie der Äquidistanz zu seinen beiden Mitbewerbern Berlusconi von der Rechtspartei Volk der Freiheit (PdL) und dem Chef der Demokratischen Partei (PD), Pier Luigi Bersani, auf. Monti stellte aber an die Adresse des Letzteren auch fest, dass von seiner Regierung kein Staub unter den Teppich gekehrt worden sei. Bersani hatte zuvor erklärt, man müsse nachsehen, ob das passiert sei, bevor man darüber entscheidet, ob ein weiteres Sparpaket notwendig ist oder nicht.

Berlusconi schlägt zurück

Monti wies auch auf eine Web-Seite hin, die die Glaubwürdigkeit von Politikeraussagen bewertet. Dort liegt er mit 89 Prozent an der Spitze vor Bersani (73 Prozent). Auf Berlusconi entfallen gerade einmal 51 Prozent, ein wenig mehr als auf den populistischen Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Beppe Grillo, dem nur 44 Prozent vertrauen.

Silvio Berlusconi zahlte unmittelbar darauf im TV-Sender La7 mit gleicher Münze zurück. Er bezeichnete Monti wörtlich als "unmoralisches Führerlein", der ganz anders sei, als alle gedacht hätten. "Monti steht unter Schock wegen der Umfragen, die ihn als einen der kleinen Führer des Zentrums ausweisen. Manchmal steigt der Misserfolg eben zu Kopf." Berlusconi machte aber damit nicht halt und stellte auch die Rolle Montis als Senator auf Lebenszeit zur Debatte. Über diese Nominierung habe es keine Verhandlungen mit Staatspräsident Giorgio Napolitano gegeben (dem nach der italienischen Verfassung allein dieses Nominierungsrecht zusteht, Anm.), beklagte Berlusconi, der Monti vorwarf, nicht über den Parteien zu stehen und eine "Prothese" der Linken zu sein.

Der Ex-Premier machte in seinem Rundumschlag aber nicht halt bei Monti. Als Nachfolger Napolitanos, dessen Mandat im Mai ausläuft, schlug er den Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi vor, den er gegen den Willen seines Wirtschaftsministers Giulio Tremonti und gegen den des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in sein jetziges Amt gebracht habe. Berlusconi stellte in Abrede, dass er je die Ambition gehabt habe, Staatspräsident zu werden.

Und natürlich kamen auch die Richter als altes Feindbild neuerlich zum Handkuss, weil er mit seiner Forderung, den Ruby-Prozess zu verschieben, abgeblitzt ist. "Die Mailänder Richter, die eine monströse Diffamierungsmaschinerie sind, sollen selbst angeklagt werden", sagte Berlusconi. Er erwarte, dass ihn seine Wähler in dieser Frage noch stärker als bisher unterstützen werden.