Linksopposition überholt in Umfragen die Regierungspartei. | Wien/Rom. Nach den jüngsten Affären befinden sich die Popularitätswerte des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi im steilen Sinkflug. Nur noch 32,4 Prozent der Italiener äußerten laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage Wertschätzung für ihren Premier. Im Februar lagen Berlusconis Werte noch bei 48,3 Prozent. Berlusconi liegt damit unter den Führungspersönlichkeiten am vorletzten Platz. Nur sein Koalitionspartner Umberto Bossi von der rechtspopulistischen Lega Nord schneidet mit bloß 30,6 Prozent Zustimmung noch schlechter ab.
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Bedeutend besser als Berlusconi liegen sein Gegner Gianfranco Fini mit 38,6 Prozent und Wirtschaftsminister Giulio Tremonti, der immer wieder als möglicher Chef einer Übergangsregierung genannt wird, sich bisher aber ziert, mit 45,8 Prozent.
An der Spitze der Beliebtheitsskala steht mit 47,5 Prozent der apulische Gouverneur Nichi Vendola, Chef des linksökologischen Bündnisses SeL, der gerne Spitzenkandidat der Linken bei Neuwahlen werden möchte. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei (PD), Pier Luigi Bersani, liegt mit 40,8 Prozent, knapp vor dem Chef der oppositionellen christdemokratischen UDC, Pier Ferdinando Casini, den 39,4 Prozent der Italiener schätzen.
Erstmals seit langem liegt das Mitte-Links-Bündnis in dem Umfragen wieder vor der Rechten rund um Berlusconi und Bossi. 40,2 Prozent würden derzeit bei Wahlen der Linken ihre Stimme geben, die damit seit September um 1,9 Prozent zulegen konnte. Nur 37,3 Prozent können sich für die Regierung erwärmen. Im September waren es noch 41,4 Prozent. Die Zentrumsparteien verbesserten sich seit September von 13,7 auf 16 Prozent. 8,1 Prozent der Italiener wollen demnach Gianfranco Finis neuer Partei FLI ihre Stimme geben, die christdemokratische Oppositionspartei UDC käme auf 6,7 Prozent.
48,6 Prozent der Italiener befürworten mittlerweile Neuwahlen, wenn Berlusconi gestürzt wird. Immerhin 49,5 Prozent erwarten aber, dass auch nach Wahlen Berlusconis PdL wieder eine Koalition anführt, nur 33,7 Prozent trauen das der PD Bersanis zu.