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Bernanke muss bremsen

Von John Dyer

Wirtschaft

Ab August könnte die Fed die Zinsen wieder anheben. | US-Teuerung auf Jahresbasis bei rund 4,9 Prozent. | Washington. Am heutigen Mittwoch treffen sie sich wieder, die Gouverneure der Federal Reserve Bank (Fed). Es wird erwartet, dass die US-Notenbanker für einmal noch die Finger von der Zinsschraube lassen. Doch die große Frage ist, ob Fed-Chef Ben Bernanke bereits ein Ende der Zinssenkungsrunde signalisiert. "Die Märkte sind überzeugt, dass die Fed die Leitzinsen bei den derzeitigen 2 Prozent belassen wird", sagt Meny Grauman, Analyst bei CIBC World im kanadischen Toronto.


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Fed-Chef Bernanke hat bereits in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, dass er die steigende Inflation für die derzeit größte Gefahr hält, die der US-Wirtschaft droht. Ebenso deutete er an, dass die Fed den Dollar stärken wolle, um den Import von Inflation zu stoppen. "Die Herausforderungen, vor denen sich unsere Wirtschaft im vergangenen Jahr gesehen hat, haben den Kurs des Dollar unter Druck gesetzt", sagte Bernanke Anfang Juni. Eine Woche später warnte er, dass die Fed keine länger andauernde Teuerung tolerieren wolle. In der Tat, seit Monaten liegt die Teuerung in den USA bei 4 Prozent und darüber. Das "Bureau of Labor Statistics", das die Inflationszahlen bekannt gibt, meldete für Mai eine Teuerung von 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das sind so viel wie seit vergangenen November nicht mehr. Hochgerechnet auf das Jahr macht dies 4,9 Prozent aus. Dazu beigetragen haben auch in den USA vor allem Energie und Lebensmittel: Die hochgerechnete Jahresinflation für Energie liegt bei 28,2 Prozent, die für Lebensmittel bei 6,1 Prozent.

Angst vor einer nochschwächeren Wirtschaft

Die Wall Street sieht die Aussichten auf einen Wiederanstieg der Leitzinsen ungern. Die US-Finanzindustrie ist der Ansicht, dass eine Drosselung der Geldzufuhr die Wirtschaft des Landes gerade zu einer Zeit ausbremsen würde, in der die Kreditkrise und die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise ohnehin schon die Unternehmen belasten. Höhere Zinsen würden sie davon abhalten, Kredite aufzunehmen.

Doch inzwischen gehen Beobachter davon aus, dass die Zinsen steigen werden. Vor einer Woche sei die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im August noch bei Null gewesen, schrieb die Bloomberg-Kolumnistin Caroline Baum am Sonntag. "Doch am Samstag lag die Wahrscheinlichkeit bereits bei 65 Prozent."