Republikaner werfen Notenbank-Chef Wahlhilfe für Barack Obama vor.
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Washington. Für Präsident Barack Obama kommt die Maßnahme im richtigen Moment: Die US-Notenbank unter Chef Ben Bernanke will Monat für Monat 40 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft pumpen. Die Konjunktur soll damit angekurbelt und die Arbeitslosigkeit, die mit 8 Prozent hoch ist, gesenkt werden.
Der Schritt findet bei den Demokraten Zustimmung, von den Republikanern wird er massiv kritisiert. Hier ist man auf den Banker schlecht zu sprechen - auch wenn Bernanke Republikaner ist und von Ex-US-Präsident George W. Bush ernannt worden ist. Der Notenbankchef habe mit seiner lockeren Geldpolitik längst den Bogen überspannt, heißt es bei der "Grand Old Party", die "unkontrollierbaren" Ausgaben der Fed würden Investoren und Sparer benachteiligen. Romney ließ bereits durchblicken, dass bei seinem Wahlsieg Bernankes Vertrag nicht verlängert wird. "Wir sollten Reichtum schaffen, nicht Dollar drucken." Die Konservativen werfen Bernanke mittlerweile ganz unumwunden vor, mit der Milliardenspritze Wahlkampfhilfe für Obama zu betreiben. "Der Präsident hat bereits von der größten geldpolitischen Stützung in unserer Geschichte profitiert - und sie wurde gerade größer", kritisiert etwa der republikanische Abgeordnete Jeb Hensarling. Bernanke rechtfertigt sich: Man habe "wirklich sehr versucht, unparteiisch und unpolitisch zu sein".
In der Tat ist der Druck, der auf den Finanzfachmann ausgeübt wird, enorm: Er muss die größte Volkswirtschaft der Welt aus dem ökonomischen Sumpf ziehen und läuft gleichzeitig Gefahr, im Machtkampf um das Weiße Haus aufgerieben zu werden. Zugleich ist die Prognose für die US-Wirtschaft nicht besonders rosig: Die Fed rechnet nicht damit, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten sinkt, eine geringfügige Entspannung gibt es frühestens 2013. Auch die Konjunktur-Flaute dürfte nicht so schnell überwunden sein.
Während die Republikaner mit Bernankes Politik hadern, jubelt man an den internationalen Finanzplätzen: Der DAX startete am Freitag mit einem Plus, auch die Börsen in Asien reagierten mit Kurssprüngen, der Euro setzte zu einem Höhenflug an. Allerdings ist jetzt auch der Ölpreis erstmals seit Mai wieder über die Grenze von 100 Dollar (100,17) gestiegen.