Warum erzwungene Minderheitenquoten in Medienhäusern keine gute Idee sind.
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In Deutschland hat jüngst, mit freundlicher Unterstützung der Bundeskanzlerin und vor allem des deutschen Steuerzahlers eine Gruppierung namens "Neue deutschen Medienmacher*innen" nicht weniger als einen Komplettumbau der deutschen Medienwelt gefordert. Der durchaus einflussreiche Verein, ein Netzwerk von etwa 2.000 deutschen Medienschaffenden, das sich als Interessenvertretung von "Journalist:innen of Color und Medienschaffenden mit Einwanderungsgeschichte" versteht, fordert nicht etwa, was man ja durchaus verstehen und unterstützen könnte, mehr Qualitätsjournalismus, bessere Arbeitsbedingungen oder dergleichen, sondern "eine 30-Prozent-Quote für Journalist:innen aus Einwandererfamilien, für schwarze Journalist:innen und Medienschaffende of Color".
Das Ganze ist keine rein private Initiative, sondern gleichsam eine Agentur der Berliner Regierung. Denn die ließ verlautbaren: "Um Diversität in Film, Fernsehen und Redaktionen zu fördern, soll der Verein Neue Deutsche Medienmacher*innen in Kooperation mit Medienhäusern und Journalistenschulen Medienschaffende mit Einwanderungs- und Fluchthintergrund gezielt unterstützen." Es wäre wenig überraschend, käme man nicht früher oder später auch hierzulande auf solche Ideen.
Nun ist es an sich ja völlig legitim und wünschenswert, gleiche Startchancen im Journalismus für alle unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe zu fordern oder, viel besser, einfach gleich real umzusetzen (in Österreich gibt es bereits eine ganze Reihe toller Journalistinnen mit Migrationshintergrund, ganz ohne Quote). Eine 30-Prozent-Quote für Menschen mit einer bestimmten Hautfarbe oder einer bestimmten Familiengeschichte in Redaktionen und Medienhäusern erzwingen zu wollen, ist freilich töricht, sinnwidrig - und letztlich durch und durch rassistisch. Denn wir haben es über Jahrzehnte als gesellschaftlichen Fortschritt verstanden, dass Menschen und vor allem ihre Qualifikationen eben genau nicht anhand der Hautfarbe vermessen und beurteilt werden, sondern allein nach ihrer Leistung.
Wer jetzt aber plötzlich bestimmte Vorrechte an eine bestimmte Hautfarbe knüpft und damit implizit bestimmte Benachteiligungen beruflicher Art an eine andere Hautfarbe, handelt letztlich nicht anders als ein Sklavenhändler in den amerikanischen Südstaaten des 18. Jahrhunderts.
Das rückgängig zu machen, käme nicht nur einer Abwrackung eines wichtigen Prinzips der Aufklärung gleich, es würde auch dafür sorgen, dass der Ungeist der Identitätspolitik, der schon jetzt an den Unis und in Teilen des öffentlichen Diskurses wütet, weiter an Terrain gewänne.
Menschen nicht nach Leistung, Taten und Worten zu bewerten und zu behandeln, sondern anhand von Geschlecht, sexuellen Präferenzen, Abstammung oder Hautfarbe, ist keineswegs fortschrittlich, sondern ganz im Gegenteil reaktionär. Und es ist letztlich auch eine Zumutung jenen gegenüber, die da vermeintlich gefördert werden sollen. Wer etwa als Journalist einen attraktiven Job unter ausdrücklichem Verweis auf seine dunkle Hautfarbe bekommt, wird wohl das ganze Berufsleben lang unter diesem Makel zu leiden haben. Quoten-Farbiger ist vermutlich keine sehr anstrebenswerte Karriere.