Eltern sollten die Berufsorientierung nicht an Schulen delegieren. | Motto: Je früher, desto besser. | Wien. Um diese Situation kommt keiner herum: Der Umstieg von der Schulin die Arbeitswelt. Hier die richtigen Weichenstellungen und Entscheidungen vorzunehmen, ist für jeden Jugendlichen von enormer Bedeutung. Wie sehr viele Eltern und Erziehungsberechtigte die Bedeutung dieser Entscheidung unterschätzen, veranschaulicht der Umstand, dass jeder vierte Lehrvertrag vorzeitig gekündigt wird.
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"Viele Eltern verlassen sich in dieser Situation einfach viel zu sehr auf die an den Schulen angebotene Berufsorientierung", erzählt die Berufstrainerin Elfriede V. Gerdenits im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Aus ihrer Sicht ist das mehr als leichtsinnig, da die Qualität der Beratung allein vom Engagement der einzelnen Lehrer abhänge. Eltern sollten sich in dieser Frage aber keinesfalls aus der Verantwortung stehlen.
Dabei sollte man sich an die Devise besser früh als spät halten, empfiehlt Gerdenits: "Spätestens zu Beginn der 8. Schulstufe sollten Eltern und Kinder beginnen, sich über die Berufswahl gemeinsam Gedanken zu machen. Aber auch mit 12-Jährigen kann man bereits über dieses Thema reden", ist Gerdenits überzeugt.
Eltern, so berichtet die erfahrene Beraterin, wollen Jugendlichen häufig ihre eigenen, unerfüllt gebliebenen Berufswünsche aufdrängen bzw. den eigenen Beruf weitervererben. Das sei jedoch mit Sicherheit der falsche Weg: Stattdessen müssten die Neigungen und Interessen der Kinder im Mittelpunkt stehen. Dies gelte auch für den Fall, wenn dies in Richtung geschlechts-untypischer Berufe gehe.
Übergroße Furcht vor dieser Lebensphase ist für Gerdenits dennoch nicht angebracht: Den Beruf fürs ganze Leben gibt es längst nicht mehr. "Die Entscheidung für einen neuen Beruf wird uns in Zukunft das ganze Leben begleiten."
Die BeSt startet kommende Woche
Einen Überblick über das aktuelle Bildungsangebot gibt die Messe für Beruf und Studium (BeSt), die heuer von 2. bis 5. März (jeweils 9. bis 18.00 Uhr) in der Wiener Stadthalle stattfindet.
Berufswahl-Tipps für Eltern
- Befassen Sie sich nicht zu spät mit dem Thema! Spätestens in der 8. Schulstufe (14 Jahre) sollte der Entscheidungsprozess gemeinsam mit den Kindern beginnen.
- Die Interessen und Neigungen des Kindes stehen im Mittelpunkt. Berufe lassen sich nicht vererben und auch die eigenen unerfüllten Wünsche sollten nicht im Vordergrund stehen.
- Delegieren Sie die Berufsorientierung nicht an die Schule, übernehmen Sie slebst Verantwortung. Greifen Sie im Bedarfsfall und bei Unsicherheit auch auf die Unterstützung professioneller Berater zurück.
- Gepflegte Umgangsformen sind auch im Berufsleben unersetzlich!
- Motivieren Sie Ihr Kind, ab dem 15. Geburtstag, jährliche Ferialpraktika zu absolvieren.
Buchtipp
Elfriede V. Gerdenits: "Elternratgeber Berufsorientierung. So unterstützen Sie Jugendliche beim Einstieg in die Arbeitswelt." Verlag Redline Wirtschaft. 200 Seiten, Preis: 16,40 Euro (erhältlich ab der 2. März-Woche).