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Bei der Personalauswahl wird viel Wert auf Arbeitserfahrung gelegt. | Bewerber können mit sozialer Kompetenz punkten. | Wien. Worauf achten Arbeitgeber, wenn sie Mitarbeiter einstellen? Wie wichtig ist ein Abschluss, wie wichtig soziale Fähigkeiten? Wie eine gemeinsame Umfrage der Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft, des Personalberaters EWK und von "Format" unter 210 Personalverantwortlichen in Österreich zeigt, ist ein Studienabschluss zwar für 76 Prozent der befragten Arbeitgeber wichtig bei der Personalauswahl von Absolventen.
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Mehr als der Abschluss zählt aber die Berufserfahrung, sind sich Personalberater einig. "Der Bewerber sollte zeigen, dass er sich im gesuchten Bereich in vorhergehenden Positionen oder bei Praktika bewährt hat", sagt Irmgard Prosinger vom Personalberater Trenkwalder. Laut der Umfrage legen 79 Prozent der Arbeitgeber darauf Wert, dass ein Absolvent während des Studiums gearbeitet hat.
Auch beim Konsumgüterhersteller Henkel ist praktische Erfahrung erwünscht. "Wir rekrutieren vor allem Jungakademiker. Mit einem absolvierten Praktikum in der Branche haben Bewerber einen Vorteil", sagt Personalleiter Peter Truzla.
Unklarheit bei Titeln
Berufspraxis kann laut Prosinger auch einen nicht vorhandenen Abschluss wettmachen. Hat ein Bewerber statt einem Hochschulabschluss Matura und einige Jahre Arbeitserfahrung, würde er trotzdem in die engere Wahl kommen.
Unklar sind für viele Personalverantwortliche die Qualifikationen hinter den neuen Titeln Bachelor und Master. "Die Unternehmen müssen erst ihre eigene Erfahrung mit diesen Abschlüssen machen", sagt Prosinger. Ein Drittel der Befragten gibt an, dass der Abschluss mit Magister ausschlaggebend für die Einstellung eines Bewerbers ist. Zum Master tendiert ein Viertel der Befragten, knapp 13 Prozent legen auf einen Doktortitel Wert.
Neben fachlichen Qualifikationen spielen die sozialen Komponenten bei der Einstellung eine große Rolle. "Der Bewerber muss auf andere zugehen und zuhören und sich auf andere Leute einstellen können", so Eva Schlader, Geschäftsführerin des Personalberaters Pendl & Piswanger. Der Kandidat müsse zur Unternehmenskultur passen und sich ins Team einfügen können. Meistens verlassen sich Personalverantwortliche auf ihre persönliche Einschätzung beim Vorstellungsgespräch, manche Firmen selektieren Kandidaten in Auswahlverfahren oder bei Schnuppertagen.
Laut Umfrage setzen alle Personalverantwortlichen analytisches Denken bei ihren Bewerbern voraus. Eigeninitiative ist für 84 Prozent der Befragten eine unerlässliche Fähigkeit bei Absolventen. Bei Henkel sind Selbständigkeit und unternehmerisches Denken die wichtigsten Anforderungen an Bewerber: "Der neue Mitarbeiter muss ab Beginn Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen", sagt Truzla. Kandidaten müssen zwei Tests, die analytische und verbale Fähigkeiten prüfen, Gespräche und ein Bewerbungsverfahren einer externen Agentur bestehen.
Wer sich bei der OMV bewerben möchte, sollte gute rhetorische Fähigkeiten, interkulturelle Offenheit und Bereitschaft zur konsensorientierten Zusammenarbeit mitbringen. Diese Eigenschaften werden in Interviews und Workshops getestet. Bereitschaft zu Mehrarbeit und zeitliche Flexibilität wird bei vielen Firmen vorausgesetzt.
Auslandspraxis wichtig
Gut im Lebenslauf macht sich Auslandserfahrung, weil "sie darauf hindeutet, dass der Bewerber offen ist", sagt Truzla. Auch bei der OMV punkten Kandidaten mit der Bereitschaft zu Dienstreisen oder Auslandsjahren. Obwohl viele Firmen laut Schlader derzeit einen Aufnahmestopp verhängt haben, suchen sie ständig neue Talente. Denn "Mitarbeiter, die ihre Aufgaben schlecht erfüllen, werden ausgetauscht".