Zum Hauptinhalt springen

Berühmte Geschenke

Von Mathias Ziegler

Reflexionen

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der teuerste Diamant der Welt wird wohl in wenigen Tagen auf dem Gabentisch einer Dame liegen. Der "Blaue Wittelsbacher" wurde vor wenigen Tagen bei Christie´s für 16,4 Millionen Pfund (18,7 Millionen Euro) versteigert. Der naturblaue 35,56-Karäter, der ursprünglich aus Indien stammt und 1664 zur Mitgift der Tochter des spanischen Königs Philipp IV. gehörte, ist damit der teuerste Edelstein der Welt.

Ein Collier für Liz Taylor

Perlen und Juwelen sind überhaupt beliebt als Promi-Geschenke: So erwarb US-Schauspieler Richard Burton 1969 die "Peregrina", nach der Hope-Perle die wohl berühmteste Perle der Welt, die der spanische Eroberer Balboa im 16. Jahrhundert aus Panama mitgebracht hatte, um 37.000 Dollar. Das 50,6 Karat schwere Schmuckstück ließ Burton zum Endstück eines imposanten Colliers verarbeiten und schenkte es seiner damaligen Ehefrau Liz Taylor, in deren Besitz es bis heute ist. Später kam auch noch der 33-karätige Krupp-Diamant im Wert von 1,1 Millionen Dollar hinzu.

Kronjuwelen aus Indien

Verschenkt wurde einst auch der angeblich älteste Diamant der Welt, der "Koh-i-Noor" ("Berg des Lichts"). Der knapp 110 Karat schwere Edelstein aus Indien soll mehr als 5000 Jahre auf den Kohlenstoffatomen haben. 1739 vom persischen Schah bei der Eroberung Delhis errungen, gelangte der "Koh-i-Noor" 1849 in den Besitz der Ostindien-Kompanie, die ihn ein Jahr später zu ihrem 250. Grundungsjubiläum der britischen Königin Victoria schenkte. Diese ließ ihn neu schleifen - bis dahin hatte der "Koh-i-Noor" ganze 186 Karat gehabt. Heute ist er im Tower of London als Teil der britischen Kronjuwelen zu besichtigen.

Komposition für die Liebste

Eine Perle im übertragenen Sinn verschenkte Ludwig van Beethoven: Wem "Für Elise", eines der meistgespielten und bekanntesten Klavierstücke dieser Größenordnung und dieses Schwierigkeitsgrades, tatsächlich gewidmet war, ist allerdings nicht mehr nachzuvollziehen. Eine Theorie besagt, dass es ursprünglich "Für Therese" hieß und für Beethovens Angebetete Therese Malfatti von Rohrenbach zu Dezza gedacht war - zu einer Verlobung kam es aber nicht. Als wahrscheinlich gilt, dass Ludwig Nohl, der das Klavierstück 1865 in München fand, die Widmung auf dem (heute verschollenen) Autograph der Komposition falsch transkribierte.

Ein ganz besonderer Duft

Eine besondere Komposition, allerdings auf Duftebene, erhielt Josephine, die "Rosenkaiserin" Napoleon Bonapartes. Der Korse höchstpersönlich ließ beim bis heute bestehenden Familienunternehmen Rance ein eigenes Parfum namens "Josephine" kreieren: aus Mairosen, Weißdorn, Jasmin, Cananga und Hyazinthen.

Ein Elefant in Frankreich

Etwas ganz Besonderes war auch das Geschenk des portugiesischen Königs an Ludwig XIV. von Frank-reich: 1668 zog ein Elefant - damals in Europa ein noch größerer Exote als heute - aus dem Kongo im Versailler Jagdschloss des französischen Königs ein. 13 Jahre lang soll das Tier dort gelebt und bis dahin täglich 40 Kilo Brot, 12 Liter Wein, eine große Portion Gemüsesuppe mit Brot und Reis sowie jede Menge Gras gefressen haben.

Ein eigenes Theater

Auch am österreichischen Kaiserhaus ließ man sich beim Schenken nicht lumpen. Maria Theresia beispielsweise gab als Namenstagspräsent für ihren Gemahl Kaiser Franz I. Stephan am 4. Oktober 1747 ein eigenes Theater in Auftrag, das in Schönbrunn errichtet wurde. Die Pläne für das Schlosstheater stammten von Hof-architekt Nicola Pacassei, rund 20 Jahre später wurde es von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg umgebaut und vergrößert. Während sich heute hier der Vorhang für die Schauspielstudenten des Max-Reinhardt-Seminars öffnet, zeigten anno dazumal die Habsburger-Kinder dort ihr künstlerisches Können.

Autos und Kaufhäuser

Heutige Promis können mit derartigen bombastischen Gesten freilich nur schwer mithalten - auch wenn bei den Reichen und Schönen des 21. Jahrhunderts viel Geld fließt, wenn sie einander beschenken. Victoria Beckham beispielsweise ließ sich einen Rolls Royce Phantom für ihren geliebten David 370.000 Euro kosten. Da musste sich das Fußballeridol freilich revanchieren: Also kaufte er für das ehemalige Spice Girl ein 1,7 Millionen Euro teures Diamantencollier, besetzt mit mehr als 100 Rubinen.

Auch Sängerin Jennifer Lopez zeigte sich großzügig: Ehemann Marc Anthony bekam einen Spyker C8 im Wert von 258.000 Euro. Justin Timberlake wiederum ließ seiner damaligen Freundin Cameron Diaz die freie Wahl und das Nobel-Kaufhaus "Harrod´s" schließen. Die Schauspielerin ging dann ganz alleine auf Einkaufstour; die Rechnung soll dann rund rund zwei Millionen Euro betragen haben.

Staatstragend

Manche Mitbringsel erfreuen nicht nur den Beschenkten, sondern haben darüber hinaus eine große Bedeutung. So wie jene zwei Porzellanschwäne, die US-Präsident Richard Nixon 1972 bei seinem bahnbrechenden Besuch in China dem Parteivorsitzenden Mao Zedong überreichte. Die eleganten Tiere, deren weiche Federn so meisterhaft gearbeitet waren, dass selbst die Chinesen staunten, waren Vorboten des historischen Handschlags zwischen den Staatsspitzen der beiden Großmächte. Sie trugen die Botschaft von Gelassenheit und Harmonie von Washington nach Peking. Entworfen und hergestellt hatte das Schwanenpaar der US-Biologe und Porzellankünstler Edward Boehm, den Nixon bei der Übergabe - an Chinas Ministerpräsident Zhou Enlai, der es im Namen Maos entgegennahm - persönlich vorstellte. Es gibt übrigens nur ein weiteres Schwanenpaar von Boehm. Dieses ist heute im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt.

Ein echtes Danaergeschenk

Freilich gibt es auch Geschenke, die hätte man später am liebsten nie bekommen. Seit dem Trojanischen Pferd spricht man dann von "Danaergeschenken". Denn "timeo Danaos et dona ferentes", lässt Vergil in seiner "Aeneis" den weisen Laokon sagen. Das hölzerne Pferd, in dessen hohlem Bauch ein Trupp Griechen (Danaer) saß, wurde dennoch in die Stadt hineingezogen. Was folgte, ist wohl hinlänglich bekannt . . .

Eine Königin im Teppich

Weniger unerfreulich verlief eine andere antike Beschenkung: Als Gaius Julius Caesar in Ägypten einmarschierte, soll ihm ein Teppich überreicht worden sein, darin eingerollt Kleopatra, die ihm später einen kleinen Pharao schenkte. Weniger gefreut haben soll sich der Römer allerdings über eine weitere Gabe: den Kopf seines politischen Gegners Gnaeus Pompeius Magnus. Denn trotz aller Feindschaft habe Caesar den Mord nicht gutgeheißen, so die Legende.

Der Kopf des Täufers

Apropos Kopf: Auch die Bibel kennt ein blutiges Geschenk: Salome, die Stieftochter des Herodes, soll den Kopf von Johannes dem Täufer als Belohnung für einen Tanz gefordert haben. Zu finden ist diese Geschichte in den Evangelien des Markus und Matthäus, wobei der Name Salomes nicht genannt wird. Historische Daten dazu liefert Flavius Josephus: Im Jahr 35 warf Herodes Antipas demnach Johannes ins Gefängnis, weil dieser seine Heiratspolitik kritisiert hatte. Kurz darauf wurde er hingerichtet.

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Die Bibel kennt aber natürlich nicht nur blutige Geschenke. Und so gab es beispielsweise drei edle Herren, die einem kleinen Kind in einem Stall ganz harmlose, aber dafür zur damaligen Zeit äußerst wertvolle Gaben überreicht haben sollen: Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten die drei Weisen aus dem Morgenland laut Evangelium nach Bethlehem mit. Es waren sozusagen die ersten Weihnachtsgeschenke, die den Grundstein für unsere heutige Tradition der Bescherung am Heiligen Abend gelegt haben . . .