Innovia übersetzt Websites in leicht verständliche Sprache. | Workshops zur Sensibilisierung für Behinderung. | Wien. Ausbildungsverträge und Gesetzestexte sind für viele Jugendliche unverständlich. Besonders schwer zu verstehen sind sie aber für angehende Lehrlinge, die eine Behinderung oder eine Lernschwäche haben. Daher hat die Innsbrucker Firma Innovia zehn wichtige Berufsbilder in leicht verständliche Sprache übersetzt.
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Für das Berufsbild Koch/Köchin steht online auf www.innovia.at ein leicht verständlicher Ausbildungsvertrag für die integrative Berufsausbildung, mit der behinderte Lehrlinge in Firmen eine duale Ausbildung absolvieren können.
Begriffe wie Teigwaren werden im Vertrag erklärt, illustriert wird der Inhalt mit vielen Fotos. "Eine Zeile darf nur eine Sinneinheit enthalten", erklärt Innovia-Geschäftsführer Johannes Ungar, der gemeinsam mit Vera Sokol das Unternehmen für Chancengleichheit gegründet hat. Juristisch sei der Vertrag gültig. Die Internet-Version wurde mit dem IT-Unternehmen Solito entwickelt und am Donnerstagabend mit dem Sonderpreis "Barrierefreiheit in der IT" des Ebiz Government Award ausgezeichnet.
Betroffene testen selbst
Auch Firmenwebsites und Handbücher werden von Innovia überprüft und in einfache Sprache übersetzt. Betroffene selbst prüfen die Texte - denn im 16-köpfigen Team von Innovia arbeiten sechs Mitarbeiter mit Behinderung. "Einer unserer Beschäftigten ist schwerhörig, eine ist fast erblindet, einer sitzt im Rollstuhl", erzählt Ungar.
In einem zweijährigen Programm wurden sie zu Fachkräften für Chancengleichheit und Barrierefreiheit ausgebildet. "Unsere Mitarbeiter sollen ihre Behinderung als Kompetenz einsetzen", sagt Ungar.
In Workshops sollen die Teilnehmer Berührungsängste gegenüber Behinderten abbauen. "Wenn unsere fast blinde Mitarbeiterin etwa zeigt, wie sie mit dem Computer arbeitet, verstehen die Teilnehmer Behinderte besser", sagt Ungar. Viele Tourismusbetriebe würden ihre Mitarbeiter in diese Workshops schicken, damit sie den Umgang mit behinderten Gästen und Kunden lernen.
Auch Gebäude werden geprüft, ob sie rollstuhlgerecht sind und die Leitsysteme verständlich sind.
Für Migranten und Flüchtlinge setzt sich Innovia ein, indem sie anerkannte Flüchtlinge bei der Arbeitssuche unterstützt.