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Beschallt und angeweht

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist vielleicht nur auf den ersten Blick ein Thema, bei dem das Wort "Nerd" wie eine blinkende Neonschrift über der Szenerie schwebt. Aber der technologische Aufwand, den Entwickler von Computerspielen betreiben, um ein noch echteres Spielerlebnis (genannt Immersion) betreiben, ist beachtlich. Während die Entwicklung von Virtual-Reality-Brillen das Ausblenden der öden "echten" Welt fördert, werden auch gerade 3D-Laufbänder gebaut, die es ermöglichen, Bewegungsabläufe im Trockenen zu simulieren. Nun ließ Disney mit einer Erfindung aufhorchen, bei der der Spieler mit Luft beschossen wird. Genauer gesagt mit Luftringen, die es ermöglichen sollen, den Spieler das Spiel am eigenen Körper erfahren zu lassen. Das Prinzip ist dabei ähnlich den Surround-Lautsprechern, nur dass der Spieler nicht nur beschallt, sondern auch beblasen wird. Das könnte sogar Gegendruck bei der Gestensteuerung den Eindruck ermöglichen, dass man tatsächlich physische Objekte berührt.

Das erweist sich bei Kampfspielen natürlich als großer Fortschritt. Musste der Wehrsportler von Rang früher tatsächlich mit Gleichgesinnten über den Acker robben, um beim Paintball vom Feind ordentlich eingeschenkt zu bekommen, muss man heute den trauten Keller gar nicht mehr verlassen. Man kann sich mit 3D-Brille und Luftringpumpe dem Kampfsport hingeben, das ist sicherer und der Weg zum Kühlschrank ist nicht weit. Zudem kann man sicher sein, dass Jahrzehnte später nicht noch peinliche Uniformfotos in den Medien auftauchen. Die Webcam sollte halt ausgeschaltet sein.