USA demonstrativ nicht eingeladen. | Dickes Lob für Iran aus China. | Teheran/Wien. Wann immer der Iran in den letzten Jahren Journalisten, Politiker oder hochrangige Funktionäre zu Besuchen eingeladen hat, wurde dies im Westen mit Skepsis aufgenommen. Der Disput rund um die umstrittene Urananreicherung des Gottesstaates hat zu einem groben Vertrauensverlust zwischen den Persern und dem Westen geführt.
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Genau deshalb reagierten westliche Staaten auch sehr verhalten, als Teheran nun einigen auserwählten Staaten wie Russland, China und weiteren Staaten anbot, seine Nuklearanlagen "spontan" zu besichtigen. In der Einladung, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, wird das Wochenende am 15. und 16. Jänner für den Besuch vorgeschlagen. Konkret soll es das Treffen einer hochrangigen iranischen Atomdelegation mit Vertretern der angesprochenen Staaten sein, heißt es. Auch mit westlichen Medienvertretern habe man kein Problem, so ein Regierungsvertreter.
Kalkül oder Trick?
So viel offene Spontanität lässt den Westen stutzig werden: "Weder der Zeitpunkt, noch die selektive Form der Einladung, noch die Absicht sind mit Zufall gewählt", erklärte ein französischer Diplomat, der anonym bleiben will, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Tatsächlich haben die Perser die Einladungsliste mit Kalkül zusammengestellt: Neben China und Russland sind noch Ungarn, weil es die EU Ratspräsidentschaft innehat, die Ägypter als Vertreter der Arabischen Liga und Kuba als Vertreter der blockfreien Staaten innerhalb des Gouverneursrates der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) eingeladen.
Mit der Einladung will die Führung rund um Hardliner-Präsident Mahmoud Ahmadinejad offensichtlich um Unterstützung vor der kürzlich in Genf beschlossenen neuen internationalen Gesprächsrunde über Irans Atomprogramm in der Türkei werben. Dennoch setzten die Perser ein klares politisches Zeichen und stießen die USA demonstrativ vor den Kopf, indem sie diese nicht einluden.
Dementsprechend höhnisch fiel die erste Reaktion von US-Außenamtssprecher Philip Crowley aus, der von einem "cleveren Trick" Teherans sprach. Entscheidend sei aber, dass Teheran seine Atomanlagen der IAEO öffnen müsse. Auch aus anderen EU-Ländern kamen verhaltene Reaktionen. Deutschlands Außenamt in Berlin beispielsweise bestätigte, dass Deutschland keine Einladung aus Teheran erhalten habe. Ob die Besichtigung für die IAEO-Vertreter nützlich sein kann, kommt darauf an, ob technische Spezialisten mitkommen und die Anlagen überprüfen dürfen.
Ein dickes Lob für die Einladung gab es aus Peking: "Teheran streckt uns die Hand aus, wir werden sie ergreifen. China hat die Einladung erhalten, wird das besprechen und weiterhin eng mit dem Iran zusammenarbeiten", so die erste Reaktion eines Regierungssprechers.