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Besonnenheit als Bürgerpflicht

Von Thomas Seifert

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Thomas Seifert

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Riaz Khan A., ein friedlicher, unauffälliger Teenager, in der deutschen Kleinstadt vorbildlich integriert. So scheint es. Scheinbar über Nacht mutiert er zum militanten Islamisten, greift zur Axt und attackiert damit eine chinesische Familie, auf seiner Flucht schlägt er einer Frau mit der Axt ins Gesicht. Bilanz: Fünf Schwerverletzte, der Täter wird später von Polizisten erschossen, auf die er losgeht, als sie ihn stellen und entwaffnen wollen.
Davor die schreckliche Amokfahrt in Nizza, bei der 84 Menschen einen sinnlosen Tod starben. Der 31jährige Tunesier Mohamed L.-B., ein kleinkrimineller Taugenichts will offenbar in schrecklichem Stil morden, bevor er selbst getötet wird.

Davor Bagdad, Istanbul, Brüssel, Paris. Terror, Tod, Schrecken.
Und jetzt also München: Die Polizei spricht von einem Terroranschlag, Freitag Nacht ging die Polizei von bis zu drei bewaffneten Terroristen aus, sechs Tote waren bis dahin zu beklagen. Der erste – Freitag Nacht noch vorschnelle – Gedanke: Ein Anschlag mit islamistischem Hintergrund.
Seit vielen Jahren schon ist die Zurüstung von Bürgerschaft und Staat für den Krieg gegen den Terror im Gang, die Nachricht von einem Anschlag überrascht niemanden mehr, die europäischen Gesellschaften lassen sich von ein paar fehlgeleiteten, terroristischen Nihilisten nicht in Panik versetzen, die Täter werden ihr Ziel – so sie überhaupt eines haben –nicht erreichen, solange Besonnenheit über Panik obsiegt. Ob das die populistischen Panikmacher in der Politik und die professionellen Hyperventilierer in der Krawallpresse freilich kapieren, ist nicht ausgemacht. Vernunft und Besonnenheit, das sollte in der Toolbox eines solchen Tages ganz oben zu finden sein, und nicht Emotion und Panikmache. Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit, heißt es so schön. Wachsamkeit auch gegenüber jenen, die Panik verbreiten.