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Besser als die Pisa-Sieger: Eine deutsche Vorzeigeschule

Von Brigitte Pechar

Politik

Eine Gesamtschule in Deutschland schlägt Pisa-Sieger. | Schüler sind die zweiten Lehrer. | Wien. Eine Gesamtschule in Deutschland hat beim letzten Pisa-Test sogar die Sieger geschlagen. Die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden ist Deutschlands beste Schule und dient quasi als Wallfahrtsort für Reformpädagogen.


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Begonnen hat alles 1986, als das ehemalige Mädchen-Gymnasium unter der Leitung von Enja Riegel (67), die in der Expertenkommission des Unterrichtsministeriums ist, freiwillig zur Gesamtschule mutierte.

Sie habe, so erzählt die erfahrene Pädagogin und mittlerweile pensionierte Schulleiterin, als AHS-Lehrerin begonnen, aber festgestellt, dass sich die Kinder langweilten. Auch ihr Wechsel an eine Hauptschule habe ähnliche Erfahrungen gebracht. Vokabeln lernen, Formeln lernen und abgefragt werden - das seien keine Herausforderungen, weder für Schüler noch für Lehrer.

In solchen Lernfabriken wollte Riegel nicht unterrichten. Sie beschloss daher, ihre Vorstellungen von Schule als Leiterin umzusetzen. In der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden verwirklichte sie ihr Konzept. Der Erfolg gibt ihr Recht, auch die Zustimmung der Lehrer, Schüler und Eltern. Beim letzten Pisa-Test erreichten die Schüler ihrer Schule beim Lesen 579 (Siegerland Finnland 546) Punkte, in den Naturwissenschaften 598 (Siegerland Korea 552) Punkte, in Mathematik 540 (Siegerland Japan 557) Punkte.

Riegel achtet darauf, dass die Schüler gut durchmischt sind, also begabte und weniger begabte Schüler in Klassenverbänden sind. Wenn die Schulklasse zu homogen ist, können die Schüler nichts voneinander lernen, sagt Riegel. "Gerade die Hochbegabten werden nur dort gut gefördert, wo nach oben alles offen ist." Schüler seien die zweiten Lehrer. Die Angst mancher Eltern von AHS-Schülern, dass ihre Kinder in Gesamtschulen zu kurz kämen, sei unbegründet.

In der Helene-Lange-Schule bleiben die Kinder von der fünften bis zur achten Schulstufe in einer Klasse. Acht Lehrer unterrichten gemeinsam einen Jahrgang von vier Klassen und bleiben bis zur achten Schulstufe bei den Schülern. Das geht nur, weil die Lehrer zusätzlich zu ihren Fächern auch andere Gegenstände unterrichten. Und die Lehrer fühlen sich für ihre Schüler verantwortlich. Das Sitzenbleiben wurde abgeschafft. Sehr viel passiert in Teamarbeit und Projektunterricht. Die 50-Minuten-Stunden sind aufgehoben. Und die Kinder putzen die Schule auch selbst (außer die sanitären Räume). Das bringt Geld für weitere Projekte - etwa eine Theatergruppe. 75 Prozent ihrer Schüler gehen nach der achten Schulstufe in eine gymnasiale Oberstufe, alle Kinder bekommen eine Lehrstelle.