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Besser nicht zu viel fragen

Von Christina Böck

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Erschrecken Sie nicht: Man ist neuerdings verstärkt an Ihrer Meinung interessiert. Die neueste Mode unter Museumsdirektoren scheint zu sein, sich Rat zu holen. Nicht nur von jenen, die das vielleicht gelernt haben, sondern auch von denen, die sich das Ergebnis dann auch anschauen sollen. Im neu eröffneten Jüdischen Museum in Wien stehen im Vorraum ein paar Tische, auf der die neue Direktorin Danielle Spera Zetteln aufgelegt hat. Da soll man notieren, was man sich von einem Jüdischen Museum heutzutage wünscht.

Nur einen Tag später präsentierte sich ein anderer Neu-Direktor, nämlich jener vom Museum für Angewandte Kunst, Christoph Thun-Hohenstein. Seine Idee: Warum sich nicht ein paar Ideen schenken lassen? Dafür gibt er auch ein paar Mittagessen in der Säulenhalle aus, ein- bis zweimal wöchentlich treffen sich Spezialisten des Hauses und "alle anderen Interessierten" zum Brainstormen. Daraus wird dann eine Ausstellung.

Was ist da los? Haben die Museumsdirektoren nichts aus dem Castingshow-Wesen der jüngeren Fernsehgeschichte gelernt? Bei den Talentshows von "Deutschland sucht den Superstar" bis zu "Starmania" oder "X-Factor" wurde das Publikum nun schon zur Genüge nach seiner Meinung gefragt. Immer gewann derjenige, den sich die Fernsehzuseher ausgesucht hatten. Und ziemlich bald war diesem Publikum kaum etwas gleichgültiger als der Bedauernswerte, der beim Voting noch so gut abgeschnitten hat. Und man möchte doch nicht, dass es dem MAK oder dem Jüdischen Museum wie Michael Tschuggnall geht. Ja genau: wem?