Zum Hauptinhalt springen

Bessere Absicherung für Freiwillige

Von Regine Bohrn

Wirtschaft

Hundstorfer: Gesetz soll noch heuer kommen. | Freiwillige leisten Arbeit im Wert von 16 Milliarden Euro. | Engagement in der Kultur und im Sport ist sehr beliebt. | Wien. Knapp drei Millionen Österreicher gehen einer freiwilligen Tätigkeit nach. Für viele Engagierte gibt es bis jetzt aber noch keine rechtliche Mindestabsicherung. Sozialminister Rudolf Hundstorfer will das nun ändern und hat vor kurzem angekündigt, dass diesbezüglich noch heuer ein Gesetz verabschiedet werden soll, denn freiwilliges Engagement brauche "verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen".


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Er räumte ein, dass es "ein Bündel von Fragen" gebe, "die wir in einen gewissen Rechtsrahmen bringen wollen".

Einer dieser Punkte ist - neben etwa der Haftpflicht - die Freistellung während der Arbeitszeit. Zur Zeit sei diese freiwillig, erklärt Hundstorfer-Sprecher Norbert Schnurrer. Wenn es also brennt, muss ein freiwilliger Feuerwehrmann mit dem Arbeitgeber besprechen, ob er zum Einsatz gehen kann oder nicht. Bei freiwilligen Rettungshelfern falle dieses Problem nicht so ins Gewicht, da sie ihre Dienstzeiten fix eingeteilt hätten, so Schnurrer.

Individuelle Lösungen werden gesucht

Dass es für die freiwilligen Feuerwehrmänner keine einheitliche Regelung gibt, bestätigen auch heimische Betriebe. "Bei uns gibt es keine generelle Freistellung", meint etwa Nikola Donig, Sprecher des Stahlkonzerns Voest, dazu. Bei kleinen Einsätzen würden die Betroffenen die Freistellung im Betrieb vor Ort klären, während die Entscheidung bei "größeren Ereignissen divisionsintern" getroffen werden. Diesbezüglich habe es "noch nie Probleme" gegeben, so Donig, der hinzufügt, dass freiwillige Feuerwehrleute bei größeren Einsätzen nicht mit Gehaltseinbußen rechnen müssen. Es handle sich dabei um "bezahlte Freizeit".

Auch beim Energiekonzern OMV gibt es keine generelle Regelung für Feuerwehreinsätze. Die Lösung wird individuell gefunden, erklärt Sprecher Sven Pusswald.

Ein ähnliches Vorgehen gibt es bei der Bauhandelskette Baumax. Grundsätzlich werde das von Markt zu Markt "individuell geregelt", so Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber. Beim letzten Hochwasser sei aber die konzernweite Order ausgegeben worden, dass jeder der helfen will helfen kann. Für die Arbeitnehmer sei es dabei zu keinem Einkommensverlust gekommen. "In dem Fall steht das soziale Engagement im Vordergrund", so Voglgruber.

Es ist aber nicht immer so, dass das soziale Engagement im Katastrophenfall auf Gegenliebe vom Arbeitgeber stoßt. Die Sprecherin der Arbeiterkammer Niederösterreich (AK NÖ), Bettina Heise, erklärt, dass es beim Hochwasser im Jahr 2004 ein paar Fälle gegeben habe, wo Probleme aufgetreten seien. Sie fügt hinzu, dass diese aber wieder aus der Welt geräumt wurden, nach dem sich die AK NÖ eingeschaltet hat.

Österreicher engagieren sich über Durchschnitt

Insgesamt engagieren sich rund 44 Prozent der heimischen Bevölkerung ab 15 Jahren unentgeltlich, im EU-Durchschnitt sind es 23 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der FH Salzburg. Die ehrenamtlich tätigen Menschen arbeiten dabei pro Woche rund 14,7 Millionen Stunden.

Pro Jahr sind es in Summe rund 720 Millionen Stunden, das entspricht einer Arbeitsleistung von 400.000 Vollzeitbeschäftigten. Würden die freiwilligen Helfer für ihre Tätigkeit bezahlt, lägen die Lohnkosten bei mindestens 16 Milliarden Euro, sagte Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer kürzlich.

Die meisten Freiwilligen (517.000) sind im Kulturbereich aktiv - etwa beim Blasmusikverein. Im Sport engagieren sich 475.000 Österreicher, gefolgt von Kirche (430.000), Hilfsdiensten (413.000) und Politik (388.000).