Wenn junge Menschen einen Arbeitsplatz auswählen, legen sie in erster Linie Wert auf ein gutes Betriebsklima. Auch sollte der neue Job ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit ermöglichen. Hohe Einstiegsgehälter hingegen sind weniger wichtig. Dies ergab eine Studie der Unternehmensberatung Emberger + Partner, die nicht mit Kritik an den Betrieben spart: Im Kontakt mit den Bewerbern hätten die heimischen Unternehmen noch viel zu lernen. Aktive Suche statt passivem Warten und eine möglichst anschauliche Präsentation des künftigen Arbeitsumfeldes seien wichtig.
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Auch wenn die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Beschäftigung Suchende zurzeit nicht die beste ist - junge Bewerber kommen nicht unter dem Türspalt zum Vorstellungsgespräch. Sie treten selbstbewusst auf und haben konkrete Wünsche an ihren künftigen Arbeitgeber.
Die österreichische Unternehmensberatung Emberger + Partner befragte 1.320 junge Menschen mit vorwiegend wirtschaftlicher oder technischer Ausbildung zu ihren Kriterien bei der Auswahl eines Dienstgebers und kam zu folgenden Ergebnissen: Ein gutes Betriebsklima ist das Wichtigste. Danach kommt eine langfristig gute Verdienstperspektive, die Aufgabe muss Abwechslung bieten und Arbeit und Freizeit sollen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Auf ein hohes Einstiegsgehalt legen die wenigsten besonderen Wert.
Männer spielen gerne
"Diese jungen Leute wollen gute Arbeit in einem guten Umfeld machen und in der Freizeit Spaß haben", resümiert Walter Emberger, der die Studie gemeinsam mit den Firmen Triconsult und Jobpilot erstellt hat. Geht es um einen speziellen Branchenwunsch, dann dominieren bei den jungen Frauen die Bereiche Tourismus und Kommunikation gefolgt von Informationstechnik und Bank - die jungen Männer bevorzugen High Tech- und IT-Berufe sowie mit einigem Abstand die Automobilindustrie.
"Männer interessieren sich für alles, mit dem man spielen kann", weiß Emberger. Frauen suchen eher kommunikative Aufgaben. Was den Berater hier am meisten überraschte, war der ungebrochene Hang der Befragten zur mittlerweile abgestürzten "New Economy".
Berufsmessen und Jobbörsen
Ganz prinzipiell sollten die Firmen auf Interessenten aktiv zugehen und nicht warten, bis Bewerbungsschreiben eintreffen. "Berufsmessen und Job-Börsen bieten hier gute Chancen zum Kennenlernen", weiß der Berater. Das Anbieten von Ferialjobs ist eine hervorragende Gelegenheit, jungen Leuten den eigenen Betrieb zu präsentieren. Auch Schnuppertage sind eine gute Möglichkeit für Bewerber, sich ein Bild von ihrem künftigen Arbeitsplatz zu machen.
Die Gestaltung der eigenen Webseite wiederum ist ein Kriterium, ob ein Berufsneuling überhaupt bei einem Unternehmen anfragt oder zum nächsten weiterklickt. "Das Internet-Recruiting ist oft nicht individualisiert genug", kritisiert Emberger. Und bei der Beantwortung von Bewerbungs-Mails ließen sich die Personalchefs oft so lange Zeit wie bei herkömmlichem Briefverkehr.
Vor allem aber die Bewerbungssituation lasse viel zu wünschen übrig, weiß der Berater. Das beginnt schon vor dem Firmensitz. "Wenn der Eingangsbereich vor dem Haus vom dicken Mercedes des Chefs verparkt ist, macht das auf junge Bewerber einen schlechten Eindruck", sagt der Studienautor.
Beim Einstellungsgespräch selbst herrscht noch immer der klassische Zweiertermin vor: Personalchef auf der einen Seite, Bewerber auf der anderen. "Besser ist es, wenn sich das Team präsentiert, in dem die neue Kraft arbeiten soll", rät Emberger. Diese Leute könnten am anschaulichsten erzählen, worum es sich in der täglichen Arbeit handle. Auch sei es wichtig, Gesprächspartner zu wählen, mit denen junge Menschen sich identifizieren könnten: Etwa Flinserlfan statt Anzugträger.
Vor allem Banken hätten hier Defizite, sagt der Studienautor. Diese Branche kenne oft nicht einmal die Fragen, die Bewerber am häufigsten stellen. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum Kreditinstitute bei den Befragten nicht an vorderster Stelle landeten. Die drei beliebtesten Firmen der Berufsneulinge sind Siemens, BMW und IBM. Heimische Unternehmen rangieren erst dahinter: An der vierten Stelle der ORF, danach das erste Geldinstitut, die Bank Austria.