Was hat der US-Sender Showtime mit einem österreichischen Möbelhaus gemeinsam? Beide haben sie Helden erfunden, die aus purer Mordlust töten - mag das beim hiesigen Exemplar auch erst neuerdings der Fall sein. Statt Lebewesen der Spezies "Großer Preis" wie bisher zu vermöbeln, werden sie im neuen Werbespot sadistisch in die Schneefräse gepresst. Auch wenn das Preistierchen noch so zittert: Der grinsende Superheld kennt da nix.
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Hat ihm der US-Pionier den Boden bereitet? Möglich. Die Opfer von "Dexter", seit Montag auf ORF in der dritten Staffel zugange, genießen in der Regel jedenfalls geringere Sympathiewerte. Der gleichnamige Forensiker beliebt ja erstens Mörder abzumurksen und hat zweitens einen psychologischen Freibrief (Kindheitstrauma in Blutrot). Und weil die US-Serie bisher mit einer kräftigen Dosis Ironie jenseits von Gut und Böse operierte, ließ sie sich nur schwerlich als Verherrlichung der Selbstjustiz begreifen - sondern in ihren besten Momenten als scharfe Sozialsatire über Sein und Schein.
In der dritten Staffel freilich droht der schneidende Witz allmählich abzustumpfen. Und um dies zu unterbinden, kommt der selbstkritische Schlächter auch zu langsam in die Gänge. Denn am Anfang herrscht eitel Wonne: Endlich ist Dexter ein friktionsfreies Sexualleben vergönnt; und auch mit den Kindern der herzensguten Rita läuft alles amerikanisch traumhaft. Ein Problem hat Dexter zwar bald, perforiert er doch - Betriebsunfall! - den Bruder des Staatsanwalts, der sich posthum als zwielichtig entpuppt. Dennoch: Für Dexter-Fans ein mäßiger, weil nicht eben drastischer Ausgangspunkt. Eine Gnadenfrist sollte man der Staffel allerdings schon zugestehen - allein wegen ihres schillernden Figurenkabinetts.