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Die englische Fassung ist kürzer und klarer als die klassische: "Was immer es ist, ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen." Statt sich zu fürchten sollte man sich hüten.
Unter der Überschrift "SPÖ bessert Gehalt von Parteichef Kern nach" informiert der ORF:
"Die SPÖ genehmigt ihrem Parteichef eine Gehaltserhöhung. Damit der Fall vom Kanzlersalär zu jenem eines einfachen Abgeordneten nicht zu tief wird, werde die Bundespartei Christian Kern gut 6.100 Euro monatlich überweisen ... Damit kommt er auf dasselbe Gehalt wie der geschäftsführende Klubobmann Andreas Schieder, nämlich 14.885 Euro."
In der SPÖ tobt ein Richtungsstreit unter den mächtigsten Seilschaften. Wie üblich wird dieser auf Nebenschauplätzen ausgetragen: Kürzung der Mindestsicherung: Ja oder Nein.
Die SPÖ soll auf 20 Millionen Schulden sitzen.
Wien wird bald auf 7 Milliarden Schulden sitzen.
Weder Kerns Gehaltsaufbesserung noch das ungehemmte Weiterfließen der Mindestsicherung werden sich wahrnehmbar auf die Schuldenentwicklungen auswirken. Die Symbolkraft darf deshalb nicht unterschätzt werden.
Das wissen auch die AkteurInnen.
Geruhsam beim Morgenkaffee über die große Welt zu lesen ist eins. Ein anderes ist es, selbst in der großen Welt zu bestehen. Die Steigerung Feind - Todfeind - Parteifreund zeigt, dass "das alles sehr kompliziert ist so wie diese Welt, in der wir leben und handeln, und die Gesellschaft, in der wir uns entfalten wollen".
Spitzenpolitiker - so wie alle Spitzenleistungsträger - sind auf Berater angewiesen, ohne deren Wissen die "Kompliziertheit" verhindern würde, überall und jederzeit für alles eine plausible Lösung parat zu haben.
So lange Spitzenpolitiker an der Spitze stehen, können sie sich ihre Berater aussuchen. Einmal von der Spitze verdrängt, sucht sie kein Berater mehr. Dann sind sie plötzlich auf sich allein gestellt. In einer Zeit, in der guter Rat besonders wertvoll wäre.
Und dann werden leichtsinnig Danaergeschenke angenommen.
Die SPÖ muss sich neu definieren. Wien ist mit sich selbst beschäftigt. Dafür gewann das Burgenland Bedeutung. In Burgendland fand Darabos sein Ausgedinge und Doskozil eine Startrampe für den Weg zurück in die Bundespolitik.
Für Kern fand sich bisher weder ein - politisches oder privatwirtschaftliches - Ausgedinge noch eine Startrampe für einen Neustart.
Beachtenswert ist nicht die Gehaltsaufbesserung an sich, bemerkenswert ist ihre Art und Weise. Die Gehaltsaufbesserung ist one small Betrag für die SPÖ but one giant für Kern; die Folgen sind möglicherweise riesiger als vordergründig angenommen werden könnte: Denn einer wird dafür die Verantwortung übernehmen müssen.
Damit Gusenbauers Kurzzeit-Rekord als Bundeskanzler nicht gebrochen wird, müsste Kern die kommenden Landtagswahlen überstehen. Was mit der Gehaltsaufbesserung komplizierter werden könnte.