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Bewegung an den Schulen im Fokus

Von Brigitte Pechar

Politik
"Hineinschnuppern" in verschiedene Sportarten dürfen die Kinder der Volksschule Erdbergstraße im dritten Wiener Gemeindebezirk. Foto: VS Erdbergstraße

Schon 220 Schulen beteiligt am Projekt "Service Stellen Jugend". | Schelling: Gesundheitsbewusstsein wirkt kostensenkend auf das System. | Wien. Österreichs Jugendliche sind die trinkfreudigsten in Europa. Laut einer Studie des Gesundheitsministeriums wurden 2008 schon bei Herabnwchsenden zwischen 10 und 14 Jahren 396 Fälle von Alkoholvergiftungen registriert. Der Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen ist laut internationalen Statistiken besorgniserregend: hoher Alkoholkonsum, hoher Raucheranteil, Adipositasgefährdung.


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Die Ärztekammer weist auf die absehbaren Folgen hin: Diabetes in der Kindheit oder auch Zivilisationskrankheiten wie Knorpel- und Rückenschäden sowie motorische Probleme nehmen zu. Die Ärztekammer fordert vor diesem Hintergrund eine Verbesserung der Vorsorge für Kinder und Jugendliche - durch die Einführung eines eigenen Fachs Gesundheitserziehung in den Schulen, aber auch zusätzliche Turnstunden, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Ganztagsschulen.

Die Gebietskrankenkassen sind aber schon selbst aktiv geworden. Seit 2005 sind in acht Bundesländern (das Burgenland fehlt noch) Mitarbeiter der Kassen unterwegs und beraten Eltern, Lehrer und Schüler bei der Umsetzung schulischer Gesundheitsförderung. 220 Schulen haben dieses Angebot bereits angenommen.

Elternbeteiligung wichtig

Das Um und Auf bei diesem Projekt "Service Stellen Schule" ist die Elternbeteiligung. Laut Studien erzielen Gesundheitsförderungsprogramme in Schulen, in denen die Eltern über einen längeren Zeitraum aktiv einbezogen wurden, die besten Wirkungen. Die Einbindung der Eltern erleichtert es aber auch, dass Verhaltensänderungen nicht nur in der Schule greifen, sondern sich auch auf den Alltag ausweiten.

Mehr als 60 Schulen haben sich an einem Ideenwettbewerb der "Service Stelle Schule" beteiligt. Eine Jury hat nun 15 Best-Practice-Modelle gewählt.

Zum Beispiel das Projekt "Gesunde Ernährung durch Wissen - Erkennen - Entscheiden" am Sigmund Freud Gymnasium in Wien Leopoldstadt. Dort wurde unter Einbindung der Eltern das Schulbuffet erweitert und umgestellt. An zwei Unterrichtstagen fand die Kick Off-Veranstaltung im gesamten Schulgebäude statt. Es gab Stationen zu verschiedenen Themen der Ernährung und Gesundheit. So leitete etwa eine Elternvertreterin die Station "Essstörungen". Eine weitere Elternvertreterin - im Beruf Schulärztin - half mit Hinweisen und fachlichem Rat.

Innenhof wiederbelebt

Die Volksschule Reisnerstraße in Wien Erdberg erstellte den Plan, den bisher ungenutzten 150 m² großen Innenhof umzufunktionieren. Er soll wie ein Klassenraum über einen Stundenplan klassenweise von den Lehrern mit ihren Kindern gebucht werden können. Noch ist man mit dem Planen und Finanzierungsfragen beschäftigt, aber ab Sommer soll dieses Projekt umgesetzt sein.

Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Hauptverbandes, ist sicher, dass Gesundheitserziehung, Bewegung und Ernährung ein Schlüssel sind, um kostendämpfend auf das Gesundheitssystem zu wirken. Man müsse das Bewusstsein schaffen, dass jeder Eigenverantwortung hat. Je früher die Menschen beginnen, auf ihre Gesundheit zu achten und vorbeugende Maßnahmen zu setzen, desto besser sei das für das System, sagt Schelling.