Teilnahme der PPP-Chefin an Kundgebung verhindert. | Tausende Anhänger verhaftet. | NeuDelhi. Es soll angeblich alles ihrer Sicherheit dienen: Am frühen Freitagmorgen umzäumte die Polizei den Wohnsitz von Oppositionspolitikerin Benazir Bhutto in Islamabad mit Stacheldraht. Damit steht die Politikerin unter Hausarrest. Sie hatte ihre Anhänger für Freitag zur ersten Großkundgebung seit Ausrufung des Ausnahmezustandes aufgerufen.
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Die Festsetzung sei nur vorübergehend, sagte Eisenbahnminister Sheikh Rashid Ahmed, der als Vertrauter von Musharraf gilt. Angeblich soll der Hausarrest drei Tage dauern. Die Regierung wolle die Politikerin vor Selbstmordattentaten wie jenem vom 18. Oktober schützen. Damals war auf die nach acht Jahren aus dem Exil heimgekehrte Politikerin ein Attentat verübt worden, bei dem 139 Menschen starben.
Die vor drei Wochen nach Pakistan zurückgekehrte Politikerin hatte zuvor ihre Anhänger zu einer Kundgebung in Rawalpindi, unweit von Islamabad, aufgerufen, um mit ihr gegen den Ausnahmezustand zu protestieren. Die Veranstaltung fand nicht statt. Zufahrtsstraßen in die Garnisonsstadt waren abgesperrt. Die Polizei setzte Tränengas gegen Bhuttos Anhänger ein. Tausende sollen festgenommen worden sein.
Ausbruchsversuch
Bhuttos gescheitert
Auch das gepanzerte Auto der Politikern konnte den Polizeicordon um ihr Haus nicht durchbrechen. "Geht zur Seite. Wir sind nicht eure Feinde. Mein Vater (der 1977 hingerichtete Premierminister und Ex-Präsident Zulfiqar Ali Bhutto, Anm.) hat sein Leben für euch und diese Nation hingegeben", hatte Bhutto zuvor noch an die Sicherheitskräfte appelliert, ihr den Weg freizumachen. Doch es nützte nichts.
Vor ihrem Wohnsitz wiederholte Bhutto ihre politischen Forderungen. Präsident Pervez Musharraf solle bis zum 15. November als Armeechef zurücktreten und den vor einer Woche verhängten Notstand wieder aufheben. Am Donnerstag hatte der General angesichts internationalem Druck versprochen, spätestens bis zum 15. Februar Neuwahlen abzuhalten und zugesagt, seine Uniform abzulegen. Bhutto hatte diese Ankündigung aber als zu allgemein und zu vage zurückgewiesen.
Bhuttos Pakistanische Volkspartei (PPP) verfügt über starken Rückhalt in der Bevölkerung. Sie könnte ihre Anhänger gegen Musharraf mobilisieren. Doch bislang hat sie nicht zu Massenprotesten aufgerufen. Wie Bhuttos Anhänger auf den Hausarrest ihrer Parteichefin reagieren werden, ist nicht abzusehen. Fraglich ist auch, was aus dem geplanten Protestmarsch der PPP von Lahore nach Islamabad wird, der für den 13. November angekündigt war. Sollte der Hausarrest von Bhutto wirklich nur drei Tage dauern, wäre sie dann bereits wieder frei.
Die Lage in Pakistan wird damit immer unübersichtlicher. Keiner weiß, ob Bhutto und Musharraf weiter im Gespräch über einen Machtdeal sind. Zudem ist der von General Musharraf abgesetzte Oberste Richter, Iftikhar Chaudhry, aus der Hauptstadt Islamabad nach Quetta verlegt worden. Der Richter hatte zum offen Widerstand gegen den General aufgerufen. Er steht seit Beginn des Notstandes unter Hausarrest. Dennoch war es dem Juristen gelungen, sich in Interviews und Telefonbotschaften an die Öffentlichkeit zu wenden. Offenbar hofft die Regierung nun, dass es Chaudhry aus der Provinz schwerer fallen wird, zum Protest gegen Musharraf aufzurufen.
Indes wurden bei einem Anschlag auf einen Minister in der nordwestlichen Stadt Peshawar zwei Menschen getötet. Amir Muqam, im Kabinett für politische Angelegenheiten zuständig, ist unverletzt geblieben.