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Bhutto sucht Allianz gegen Musharraf

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Pakistans Ex-Premier Sharif kommt wieder ins Spiel. | Lahore. Benazir Bhutto darf weiter telefonieren. Und die in Lahore unter Hausarrest stehende Politikerin macht reichlich Gebrauch von diesem Recht. Erst forderte sie den Rückzug von Pakistans Präsident Pervez Musharraf aus der Politik, dann wählte sie die Nummer von Nawaz Sharif in Saudi-Arabien. Ebenso wie Bhutto war auch Sharif schon zweimal Premierminister des islamischen Landes. Er war es, der Bhutto in ihrer zweiten Regierungszeit ablöste. Sharif ist seit 2000 im Exil. Im Gegensatz zu Bhutto durfte er bislang nicht in seine Heimat zurückkehren.


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Die Oppositonsführerin will nun eine breite Allianz gegen Musharraf bilden. Wieweit sie es ernst meint, weiß keiner. US-Außenministerin Condoleezza Rice erklärte, Musharraf und Bhutto könnten immer noch zusammenarbeiten. Sharif zeigte sich vom Angebot Bhuttos erfreut und nannte es "eine positive Entwicklung". Die beiden Ex-Premiers sind alte politische Rivalen. Beide wollen noch einmal Pakistan regieren. Gegen Musharraf wollen sie nun erstmals gemeinsam Front machen.

Telefondiplomatie

Pakistans Politiker spielen ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel um die wichtigsten Regierungsposten. Und Musharraf will seinen Platz nicht verlassen. Auch er telefoniert in diesen Tagen viel. Auch er soll mit Sharif in Kontakt stehen. Der General will ausgerechnet während des Ausnahmezustandes nach Saudi-Arabien reisen, um mit König Abdullah den Fall Sharif zu diskutieren. Sharif lebt im Moment als Gast der Königsfamilie in einem Palast in Dschidda. Bislang wollte Musharraf ihn nicht nach Pakistan zurückkehren lassen. Das könnte sich nun ändern.

Bhutto wählte auch die Handy-Nummer von Imran Khan, dem früheren pakistanischen Cricket-Star (siehe Kasten nebenan), der nun eine kleine politische Partei führt, und bot ihm die Zusammenarbeit an. Auch Khan und Bhutto sind keine Freunde. Der frühere Sportler, dessen Mini-Partei für soziale und politische Gerechtigkeit kämpft, ist jedoch inzwischen in Haft. Als er versuchte, eine Protestkundgebung an der Universität in Lahore zu organisieren, wurde er festgenommen.

Wie der plötzliche Wandel Bhuttos zu erklären ist, ist umstritten. Die einen sagen, Bhutto habe begriffen, dass ihr Taktieren und Paktieren mit Musharraf ihrem politischen Ansehen immer mehr schade. Andere behaupten hingegen, die Politikerin habe erkannt, dass sie nicht mehr viel Rückhalt in der Bevölkerung habe, und daher neue Partner suche.

Bhuttos Volkspartei hat zwar eine treue Anhängerschaft in ihrer Heimatstadt Karachi, doch wieweit sie die Menschen in ganz Pakistan für sich einnehmen kann, weiß nach acht Jahren Exil wohl Bhutto selbst nicht. Einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufolge führt Sharif das Politbarometer an. Für 36 Prozent der Befragten ist er der beliebteste Politiker, weil er nicht mit Musharraf verhandelt hat. Bhutto bringt es bei der Umfrage des US-Senders "Sky News" nur auf 28 Prozent.

Kämpfe mit Islamisten

Unterdessen droht Musharraf nicht nur von seinen politischen Gegnern Gefahr, sondern auch von Islamisten. Bewaffnete Anhänger des den Taliban nahestehenden Geistlichen Maulana Fazlullah haben die Stadt Alpurai eingenommen. Der Prediger will im Swat-Tal das islamische Recht einführen. Die pakistanische Armee hat über weite Teile des Tals bereits die Kontrolle verloren.