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Bhuttos Ehemann will an die Spitze

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Hoffnung auf Amt des Regierungschefs. | Testament der ermordeten Politikerin veröffentlicht. | Islamabad. Testamente können mysteriös sein: William Shakespeare etwa vermachte seiner Frau sein zweitbestes Bett. Bei politischen Testamenten ist die Sachlage oft kompliziert - wie im Fall der pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto. Seit ihrer Ermordung Ende des Jahres wird im ganzen Land darüber spekuliert, wen die Politikerin wirklich als Nachfolger an der Spitze der größten Partei PPP bestimmt hat. Nun hat ihr Ehemann Asif Ali Zardari ihren angeblich letzten Willen publik gemacht. Ein Ende der Zweifel bedeutet das nicht.


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Das nun vorgelegte handgeschriebene Testament datiert vom 16. Oktober 2007 - zwei Tage bevor Bhutto nach achtjährigem Exil wieder in ihre Heimat zurückgekehrt war. "Ich wünsche, dass mein Mann ... Euch durch diese Zeit des Übergangs führt, bis ihr und er entscheidet, was am besten ist. Ich sage das, weil er ein Mann mit Mut und Ehre ist", heißt es dort. Warum das Schriftstück erst jetzt veröffentlicht wird, blieb auch nach der offiziellen Pressekonferenz der Partei unklar.

Zardari hat als PPP-Chef das politische Erbe seiner ermordeten Frau angetreten. Über Nacht ist er so zu einem der drei mächtigsten Männer Pakistans aufgestiegen, neben Präsident Pervez Musharraf und Armeechef Asfaq Kayani. Wer Chef der PPP ist, bestimmt die künftige Richtung der Politik des Landes ein großes Stück weit mit, denn fast jeder geht davon aus, dass die Bhutto-Partei bei der Parlamentswahl am 18. Februar einen haushohen Sieg einfahren wird.

Schon drei Tage nach dem tödlichen Attentat auf Bhutto waren ihr Sohn Bilawal und der Ehemann zu Parteivorsitzenden bestimmt worden. Benazir habe in ihrem Testament Zardari zu ihrem Nachfolger ernannt, hieß es. Der 51-Jährige selbst hatte dann aber den gemeinsamen 19-jährigen Sohn als Parteichef und sich als Vize vorgeschlagen. Dies gab prompt Anlass für Gerüchte, Benazir habe eigentlich ihren Sohn an der Parteispitze sehen wollen.

Zweifel vorhanden

Fatima Bhutto, die 25-jährige Nichte Benazirs, hatte gefordert, das Testament öffentlich zu machen, und die Nachfolgeregelung scharf kritisiert. Zardari hatte daraufhin angekündigt, den letzten Willen seiner Frau in einem geplanten Bhutto-Museum in Karachi hinter Glas auszustellen, dies aber bald zurückgenommen. Auch politische Gegner der PPP meldeten laut Zweifel an, ob Benazir wirklich ihren Ehemann als ihren Erbe vorgesehen habe. Der Ex-Playboy gilt in der Partei als umstrittene Figur. Die PPP war völlig auf ihre charismatische Chefin ausgerichtet. Dieser Umstand hatte Zardari kurz nach dem Tod seiner Ehefrau wohl dazu bewogen, sich selbst nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Für den Posten des Premiers wurde Makhdoom Amin Fahim, ein Bhutto-Vertrauter, genannt. Doch nun schließt der Witwer nicht aus, das Amt selbst zu übernehmen. Er sei schließlich die einzige Persönlichkeit der PPP, die jeder kenne, erklärte er. Damit könnte die Wahl in zwei Wochen zu einem Showdown zwischen Zardari und Musharraf werden.