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Bidens Wahlkampf wird zum Selbstläufer

Von Konstanze Walther

Politik
© reuters/Dermid

Dem ehemaligen Vizepräsidenten fliegen die Unterstützungserklärungen regelrecht zu. Mit dem heutigen Super Tuesday dürfte er den Abstand zu Bernie Sanders deutlich vergrößern.


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Joe Biden geht als klarer Favorit gegen Bernie Sanders in den heutigen Super Tuesday. Gewählt wird in Idaho, Michigan, Mississippi, Missouri, North Dakota und dem Bundesstaat Washington. Das ist in gewisser Weise überraschend: gerade in diesen Staaten hatte Sanders lange Zeit davon ausgehen dürfen, dass sie mehrheitlich an ihn gehen - schließlich hatten 2016 schon vier von ihnen für ihn gestimmt, und nur zwei für Hillary Clinton.

Derzeit kommt Biden auf 664 Delegiertenstimmen, Sanders auf 573. Es war zunächst noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch das scheint nun vorbei. Jetzt führt Biden überlegend in den Umfragen. Sogar im großen Hauptpreis von diesem Dienstag, in Michigan, Heimat unter anderem von der Autostadt Detroit. In Michigan sind 125 Delegiertenstimmen zu holen. Umfragen zufolge hat Biden einen Vorsprung von 20 Prozentpunkten gegenüber Sanders in dem demokratisch geprägten Bundesstaat an der großen Seenplatte.

Mississippi (36 Delegiertenstimmen) dürfte ebenfalls an Biden gehen, schon allein wegen der Demografie: Gut situierte Weiße und ein hoher Anteil an Afroamerikanern. Auch Missouri (68 Stimmen) dürfte wegen der Afroamerikaner knapp an Biden gehen.

Wie sich der Bundesstaat Washington (89 Stimmen) entscheidet, ist dagegen noch nicht fix. Wenn Michael Bloomberg und Elizabeth Warren noch im Rennen wären, hätte der nordwestliche Staat diese Politiker favorisiert. Bloomberg hat sich inzwischen für Biden ausgesprochen, was das Rennen entscheiden könnte. Warren hält sich nach wie vor darüber bedeckt, wen sie nun unterstütze.

In Idaho und North Dakota gibt es derzeit keine verlässlichen Umfragen, aber die Zahl der Delegiertenstimmen (20 und 14) ist bei beiden überschaubar.

Und es ist nicht nur in jenen sechs Bundesstaaten so, die heute, Dienstag, wählen. Einer Hochrechnung der Statistikseite Realclearpolitics liegt Biden derzeit landesweit bei 50,3 Prozent Zustimmung, Sanders hingegen bei 35,3 Prozent.

Biden hängt Sanders ab

Ein Trend, der sich noch verstärken dürfte. Denn Biden fliegen derzeit die Unterstützungserklärungen nur so zu. Am Sonntag sprach sich etwa Kamala Harris dezidiert für Biden aus. Harris hatte sich selbst um das demokratische Ticket beworben. Sie ist den US-Wählern besonders wegen einer TV-Debatte in Erinnerung geblieben. Nämlich in jener, als Harris Biden vorwarf, mit seinem Abstimmungsverhalten in der Vergangenheit implizit Rassismus gefördert zu haben. "Ich weiß, dass Biden kein Rassist ist", erklärte die afroamerikanische Harris damals. Aber sie hielt Biden vor, sich im Parlament nicht für ein verpflichtendes Transport-System eingesetzt zu haben. Das damalige "Bussing" war dafür da, afroamerikanische Kinder in weißen Schulen aufzuteilen, und so die Segregation zu beenden. Biden hatte damals daran gearbeitet, dass es Sache des Bundesstaates blieb.

Harris hat Biden offenbar verziehen. Am Wochenende erklärte sie, dass sie Biden "mit große Enthusiasmus" unterstützen werde. "Ich glaube an Joe." Sie kenne ihn auch schon sehr lange. "Wir brauchen jetzt einen Anführer, der sich wirklich um die Menschen sorgt, und der so die Menschen auch vereinen kann."

Das ist ein kaum verhohlener Schlag gegen Sanders, der mit seiner Politik gerne aneckt. Außerdem fällt auf, dass Sanders, der sein Leben lang als Politiker gearbeitet hat, bisher keine hochkarätigen Unterstützer aus der Partei an Land ziehen konnte. Damit dürften auch die Superdelegierten, die am Parteitag wählen können, wen sie wollen, ebenfalls nicht auf Sanders’ Seite sein.