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Bienen oder Heuschrecken?

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Nationalbank: Hedge Fonds sind | Finanzaufsicht für EU-weite Regelung. | Wien. "Panikmache", das sieht das "Alternative Investments Forum Austria" hinter dem Plan der Österreichischen Nationalbank, für Hedge Fonds eine Mindestinvestmentsumme von 50.000 Euro einzuführen. Damit sollen diese risikoreichen Finanzprodukte für private Investoren weniger leicht erschwinglich sein. "Wir sind der Meinung, dass Investoren Produkte in ihren Grundzügen verstehen sollten", sagt Klaus Grubelnik, Pressesprecher der Finanzmarktaufsicht.


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Doch das ist in diesem Fall nicht allzu einfach. Hedge Fonds zählen zu den alternativen Investments - im Gegensatz zu traditionellen wie etwa Aktienfonds. Sie unterliegen keinen rechtlichen Beschränkungen, der Produktanbieter untersteht keiner Aufsicht. "Hedge Fonds sind abstrakt", sagt Mathias Bauer, Geschäftsführer der Raiffeisen Capital Management (RCM) und Vizepräsident des europäischen Fondsverbandes Efama. Einzelaktien etwas seien greifbarer: "Man kann sich die Firma vorstellen, man sieht das Produkt." Die spekulativen Finanztransaktionen, die Hedge Fonds durchführen, seien hingegen kaum nachzuvollziehen - und das sei auch Teil des Planes: "Man will anderen ja nicht die Karten zeigen, mit denen der gewünschte Mehrwert angestrebt wird."

Hedge Fonds investieren in sämtliche Anlageformen, darunter Optionen und Futures wie Kaffee, Weizen, Rohöl, Orangensaftkonzentrat oder Schweinebäuche - ganz gleich, am Ende soll eine absolute Rendite herausschauen, also jedenfalls ein Gewinn erzielt werden. Es wird versucht, Ineffizienzen auf den Finanzmärkten für den eigenen Vorteil auszunützen. "Dabei handelt es sich immer um eine relativ große Wette", sagt Bauer. Und diese könne in die eine, oder in die andere Richtung gehen.

Eine Grenze bei diesen riskanten und komplexen Geschäften für "Normalsterbliche" einzuziehen, sei deshalb aus seiner Sicht vernünftig, meint Bauer. "Allerdings kommen mir 50.000 Euro recht viel vor, 5000 oder 10.000 wären sinnvoller." Friedrich Kiradi, Vorsitzender des "Alternative Investments Forum Austria" hingegen meint, wenn es schon eine Grenze geben solle, dann auch für ähnlich riskante Investments. Die gibt es in dieser Form laut FMA aber nicht.

"Wir sind generell der Meinung, dass Hedge Fonds eher Honigbienen als Heuschrecken sind", meint Kiradi und bezieht sich damit auf einen Ausspruch des damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Dieser hat vor einem Jahr erklärt, manche Investoren fielen wie Heuschrecken über Unternehmen her, grasten diese ab und würden weiterziehen, ohne einen Gedanken an Menschen und deren Arbeitsplätze zu verschwenden.

Keine Verteufelung

Hedge Fonds sind laut FMA und RCM-Chef Bauer auch nicht generell zu verteufeln. Es komme schlicht auf das "Wie" beim Investieren an. Bauer etwa rät, sich an Kapitalgesellschaften, die Hedge Fonds im Auge halten, zu wenden sowie auf Risikostreuung zu setzen: Dachfonds, die aus mehreren Hedge-Fonds mit verschiedenen Managern und Strategien bestehen, oder die sich gemeinsam mit Aktien und Anleihen zusammensetzen. Dennoch: Eine EU-weite Reglementierung für Privatanleger halten Bauer wie Grubelnik für sinnvoll.

In den USA ist indes eine stärkere Kontrolle von Hedge Fonds gescheitert: Ein US-Berufungsgericht hat die im Februar in Kraft getretene Regulierung von der Börsenaufsicht SEC für nicht zulässig erklärt.