Air France/KLM und S7 nehmen sich aus dem Rennen. | Bekommt jetzt der deutsche Kranich den Zuschlag? | Wien. Für die ÖIAG gerät die Privatisierung der AUA buchstäblich zum Desaster. Dem Vernehmen nach liegt der Staatsholding, die noch 41,6 Prozent an der defizitären Fluglinie hält, lediglich ein verbindliches Offert vor. Von den drei auf die Shortlist gesetzten Brautwerbern ist nach Informationen der "Wiener Zeitung" nur die Lufthansa übrig geblieben. Air France/KLM und die sibirische S7 haben auf ein Angebot verzichtet und sich selbst aus dem Rennen genommen.
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Ob nun der deutsche Kranich den Zuschlag automatisch erhält oder das Privatisierungsprojekt doch noch abgebrochen wird, war gestern, Dienstag, bei Redaktionsschluss mehr als unklar. Eine ÖIAG-Sprecherin sagte dazu nur: "Ich muss schweigen wie ein Grab."
Am Dienstag um elf Uhr endete die Frist für bindende Offerte, die ein schlüssiges Konzept für die Zukunft der schwer angeschlagenen AUA enthalten mussten - aber noch kein Preisgebot. Dass beim Privatisierungsberater, der US-Investmentbank Merrill Lynch, nur das Angebot der Lufthansa einlangte, dürfte bei den ÖIAG-Granden für lange Gesichter gesorgt haben.
Doch kein Bieterduell
Aus dem zuvor erwarteten Bieterduell zwischen Lufthansa und Air France/KLM, den beiden größten Fluggesellschaften in Europa, wird nun doch nichts. Und damit wird die Führungsriege der ÖIAG wohl auch ihre Hoffnungen auf einen ordentlichen Verkaufserlös begraben müssen. Der war durch die schwache Performance der AUA und die Finanzkrise ohnedies bereits in Frage gestellt.
Die Lufthansa dürfte jetzt jedenfalls freie Bahn haben, wird die Privatisierung von der ÖIAG wie ursprünglich geplant bis zum Ende der Legislaturperiode (28. Oktober) durchgezogen. Erst am kommenden Freitag (bis 20 Uhr) ist ein bindender Angebotspreis fällig.
Warum Air France/KLM und die relativ kleine russische Binnenflugline S7 Airlines kurz vor dem Finale das Handtuch geworfen haben, dürfte vor allem damit zu tun gehabt haben, dass der Datenraum für die vertiefte Unternehmensprüfung (Due Diligence) nur dürftig eingerichtet war. Aus dem Umfeld beider Airlines gab es gegenüber der "Wiener Zeitung" zumindest Andeutungen in diese Richtung. "Essenzielle Fragen" zu den Finanzen der AUA seien unbeantwortet geblieben. Außerdem brauche man mehrere hundert Millionen Euro, um den Fortbestand der rot-weiß-roten Airline zu sichern, hieß es weiter.
Geld vom Steuerzahler?
Bei der S7 dürfte noch dazugekommen sein, dass sie erst vor wenigen Tagen eine weit reichende Kooperation mit Air Berlin und Niki bekanntgab. Sie hat sich damit das begehrte Tor zum Westen aufgestoßen - wohl auch deshalb ist die AUA für die Russen nun hinfällig geworden.
Der ÖIAG wird jetzt wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihre Anteile an die Lufthansa zu verkaufen. Die AUA braucht mehr denn je einen strategischen Partner, um überleben zu können. Das hat die schockierende Verlustprognose von bis zu 125 Mio. Euro für heuer zuletzt umso mehr verdeutlicht. Bei einem weiteren Alleingang wäre bald schon eine Kapitalspritze nötig - Geld vom Steuerzahler.