Österreichs Außenminister trifft neben Nigerias Präsident Jonathan auch Amtskollegen Ashiru.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien/Abuja. Österreich und Nigeria unterzeichnen am Freitag ein gemeinsames Abkommen über die Rückführung von illegal eingereisten nigerianischen Staatsbürgern. Bevor Außenminister und Vizekanzler Spindelegger am Freitag in das Sultanat Sokoto, eine Stadt im Nordwesten Nigerias mit 358.857 Einwohnern, weiterreist, unterzeichnet er in Abuja gemeinsam mit seinem Amtskollegen Olugbenga Ashiru das bilaterale Abkommen.
2010 lebten in Österreich rund 40.740 Personen nigerianischer Herkunft. 414 NigerianerInnen stellten im vergangenen Jahr einen Antrag auf Asyl.
Konflikte
In der Vergangenheit kam es in Nigeria, das 1960 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte, immer wieder zu religiösen Auseinandersetzungen. 50 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, etwa 40 Prozent Christen und zehn Prozent bekennen sich zu regionalen Religionen. Seit der Demokratisierung Ende der 1990er Jahre nehmen jedoch politische islamistische Tendenzen im Land zu, blutige Anschläge sind seit etwa drei Jahren keine Seltenheit mehr. Als treibende Kraft dahinter steht die islamistische Sekte "Boko Haram", was im regionalen Hausa-Dialekt "Westliche Erziehung ist Sünde" heißt. Ihre Terrorakte richten sich aber nicht nur gegen Christen sondern auch gegen ihrer Ansicht nach zu liberale Muslime.
Interreligiöse Konflikte sind auch Thema eines Gespräches mit Alhaji Muhammad Sa'ad Abubakar, dem Sultan Sokotos und Präsidenten des Obersten Rates für Islamische Angelegenheiten in Nigeria (NSCIA). In dem nordöstlichen Bundesstaat gilt bereits jetzt die Scharia, die "Aktivitäten" Boko Harams hatte der NSCIA Anfang des Jahres jedoch verurteilt.
Öl kein Segen
Religiöse und politische Konflikte stellen aber nicht die einzige Herausforderung für Nigeria dar. Das Land ist zwar reich an Ölvorkommen, die lokale Bevölkerung profitiert aber kaum davon. Ein Großteil der Nigerianer lebt in absoluter Armut.
Im südlichen Niger-Delta, wo seit rund 50 Jahren Öl gefördert wird, werden Mensch und Umwelt zugunsten internationaler Öl-Multis ausgebeutet. Auch Korruption ist in der Präsidialen Republik allgegenwärtig. Laut Transparency International (TI) liegt Nigeria beim "Korruptionswahrnehmungsindex" (CPI) an 143. Stelle von 182 Plätzen.
Michael Spindelegger ist bis Freitag in
Nigeria, im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Dort trifft er politische wie auch religiöse Führungspersonen, darunter den im Vorjahr wiedergewählten Präsident Goodluck Jonathan. Begleitet wird er von einer Wirtschaftsdelegation.