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Bilderschätze ab jetzt im Netz

Von Markus Rapp

Wissen

Wien - Ursprünglich aus Platznot hat das Institut für Österreichische Geschichtsforschung an der Uni Wien seine Dia-Sammlung historischer Bilder ins Internet ausgelagert. Inzwischen ist daraus ein unverzichtbares Rund-um-die-Uhr-Service für Studierende geworden, das aber auch interessierten Laien zugänglich ist. Indes kommen mit der Universitätsreform auf das kleine Forschungsinstitut harte Zeiten zu.


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Keine 20 m² groß ist das Kabäuschen im verwinkelten Institut, in dem die mit 15.000 Objekten sehr umfangreiche Sammlung von Bildquellen untergebracht ist. In dem zugleich als Fotolabor dienenden Raum können maximal zwei Studenten gleichzeitig arbeiten, ein Computer mit 14-Zoll-Bildschirm wurde von einem historisch interessierten Zahnarzt gesponsert, der Katalog beengt das Zimmer noch zusätzlich. Darum hat Birgit Glaser hier vor anderthalb Jahren - mit äußerst begrenzten Mitteln - damit begonnen, die Diathek zu digitalisieren. In einer Probeversion stehen mittlerweile um die 100 Bilder im Internet. Besonderen Wert hat sie dabei auf benutzerfreundliche Suchkriterien gelegt: Die Online-Abfrage funktioniert mit Schlagwort, Volltextsuche im Beschreibungstext und Signatur. Damit können Darstellungen aus Chroniken, von Gemälden, Fresken, Mosaiken, Bauwerken, Grabdenkmälern, Statuen, Münzen, Urkunden, Siegel und Fotos von archäologischen Funden heruntergeladen werden. Schwerpunkt der Sammlung ist das Mittelalter, in geringerem Umfang liegen auch Bildquellen aus der Spätantike und der frühen Neuzeit vor. Eigentlich nur für Lehrzwecke gedacht, ist die Netzbibliothek nun auch für Laien zugänglich, man muss allerdings am Institut ein Passwort beantragen. Urheberrechtsfragen müssen mit der Quelle, zumeist dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv, direkt abgeklärt werden, darum ist auch die Bildauflösung eher niedrig. Aber Gusto auf Geschichte macht die Internet- Diathek allemal.

Herbe Kritik an Uni-Reform

Karl Vocelka, Vorstand des Instituts für Geschichte, der auch am außerfakultären Institut für Österreichische Geschichtsforschung arbeitet, hebt das durchaus nicht selbstverständliche Engagement seiner Mitarbeiterin Glaser hervor. Zugleich übt er herbe Kritik an der Universitätsreform, der gemäß sein Institut 2004 in die Vollrechtsfähigkeit entlassen wird, und weiß sich dabei wohl mit dem Gros der Kollegen einig. Die "Reform" sei eine "Katastrophe in jeder Hinsicht", sowohl inhaltlich - was etwa das verkürzte Baccalaureats-Studium betrifft - als auch demokratiepolitisch: Der Grad der Mitbestimmung der Studierenden und des Mittelbaus, der die Institute trägt, drohe auf das Niveau der 50-er Jahre zurückzusinken, die Frustration sei jetzt schon groß. Der Mobbingfaktor an Instituten, welche sich in einer Phase der Restrukturierung bzw. der Dekonstruktion befinden, ist nicht zu unterschätzen. Und bereits die Teilrechtsfähigkeit habe die Verwaltungsaufgaben und -kosten hochschnellen lassen.

Von Drittmittelfinanzierung und Kooperationen mit der Wirtschaft würden die Geisteswissenschaften am wenigsten profitieren, aber auch die Grundlagenforschung etwa an der Technischen Universität Wien, der ein exzellenter Ruf vorausgeht, könnte verkümmern - "es sei denn, sie tüfteln an Automotoren", so Vocelka. Doch vielleicht hilft ja der Umbau des ehrwürdigen Hauses am Ring in ein Learning-Event-Hotel. Bis dahin müssen sich die Studierenden auf Zustände gefasst machen, die ein zahlender Kunde in der Privatwirtschaft unerträglich fände.

http://univie.ac.at/geschichte/dia