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Bildung als US-Wahlthema

Von Edith Grünwald

Politik

Das Bildungssystem wird in den USA zunehmend zum Wahlkampfthema. Beide Kandidaten wollen in die Zukunft Amerikas investieren - allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Während die Demokraten durch Aufnahme und Ausbildung neuer Lehrer die Klassengrößen reduzieren möchten, sehen die republikanischen Konzepte Gutscheine vor, um die Schulen zu mehr Wettbewerb untereinander zu ermuntern.


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Zehn Jahre lang sollen insgesamt 115 Mrd. Dollar (131,9 Mrd. Euro/1.815 Mrd. S) in einen Erziehungsfonds fließen, um eine weit greifende Reform des Bildungswesens für 20 Millionen Kinder zu finanzieren, fordert der demokratische Kandidat, Vizepräsident Al Gore. Sein republikanischer Konkurrent George W. Bush setzt mehr auf Privatinitiative, Kooperation mit der Wirtschaft und Wettbewerb zwischen den Schulen, um die Qualität der Ausbildung anzuheben. Bushs Vorschläge sollen die Steuerzahler in den nächsten fünf Jahren "nur" 25 Mrd. Dollar kosten.

Die Demokraten wollen zunächst 100.000 neue Lehrerinnen und Lehrer anstellen, um die Klassengröße zu reduzieren. In zehn Jahren soll insgesamt eine Million neuer Lehrer ausgebildet und angestellt werden. Gore tritt für eine maximale Klassengröße von 20 Schülerinnen und Schülern ein. In den unteren Klassen sollen überhaupt nur mehr 18 Kinder pro Klasse die Schulbank drücken, und alle Kleinen sollen eine Vorschule besuchen können. Bush tritt zwar auch für eine Verringerung der Klassengröße ein, nennt hier laut einer CNN-Dokumentation aber keine konkreten Zielzahlen.

Zur Finanzierung der hohen College-Kosten sollen bis zu 10.000 Dollar pro Student und Jahr als Steuerabsetzbetrag geltend gemacht werden können, schlägt Gore vor. Dadurch sollten auch Mittelstandsfamilien die Chance bekommen, trotz explodierender Bildungskosten ihre Kinder aufs College schicken zu können. Bush hingegen will durch 1,5 Mrd. Dollar Zuschuss für die Bildungsbudgets der Bundesstaaten diese dazu ermutigen, mehr Schülern und Studenten Begabtenstipendien auszuzahlen. Die vom Nobelpreisträger Milton Friedman propagierte Idee von mehr Wettbewerb zwischen den Schulen will Bush durch "vouchers" verwirklichen: Die Eltern von Kindern, die an Schulen mit schlechten Leistungen unterrichtet werden, sollen 1.500 Dollar pro Sprössling bekommen, um diese für einen Besuch einer Privatschule oder anderer Alternativen zu nutzen. Gore will mit diesen Gutscheinen allerdings nur den Besuch einer besseren öffentlichen Schule ermöglichen und nicht für die Schulgebühren einer privaten oder einer religiösen Bildungseinrichtung aufkommen.

Der Zustand des öffentlichen Schulwesens in den USA entspricht vielerorts dem Verfall der öffentlichen Schulgebäude: 14 Millionen Kinder besuchen täglich eine Schule, die selbst nach Einschätzung der Behörden in unbefriedigendem baulichem Zustand ist. Ihre public schools sind in Gebäuden untergebracht, die im Durchschnitt vor 42 Jahren errichtet wurden.

Eine jüngst veröffentlichte Studie des Erziehungsministeriums zeigt auch, dass die jungen Amerikanerinnen und Amerikaner bei ihren schulischen Leistungen durchaus noch einiges aufzuholen haben. Die Behörde stützt sich dabei auf einen 1999 von 49.000 Kindern absolvierten Test: Demnach fielen die Leistungen in Mathematik allgemein besser aus und die Mädchen haben hier den Rückstand zu den Buben bereits wettgemacht.

Bei der Lese-Leistung lassen die Resultate nach Ansicht des Ministeriums doch noch einiges zu wünschen übrig. Zwar schnitten die Hispano- und Afro-Amerikaner in allen Altersklassen noch immer schlechter ab als ihre weißen Klassenkameraden, doch die Kluft ist geringer geworden. "Alle Schüler werden besser, wenn sie besser gefordert werden", kommentierte Erziehungsminister Richard Riley.