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Bildung für die Herausforderungen der heutigen Welt

Von Werner Wintersteiner

Gastkommentare
Werner Wintersteiner ist Gründer und ehemaliger Leiter des Zentrums für Friedensforschung und Friedenspädagogik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Buchtipp: "Die Welt neu denken lernen" (transcript, open access, 2021).
© WW

Die "Dublin Declaration" kann einen überfälligen Reformprozess anstoßen.


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Am 3. und 4. November fand in Dublin der hochrangig besetzte Europäische Kongress zur Globalen Bildung statt. Gesponsert und geleitet von Irland und Luxemburg, hat GENE, das Netzwerk von Ministerien und Agenturen für Globales Lernen in Europa, weit mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im historischen Dublin Castle versammelt, um die "European Declaration on Global Education to 2050" - kurz "Dublin Declaration" - zu beschließen.

Diese wegweisende Erklärung wurde in einem ungewöhnlich partizipativen Prozess in den vergangenen 18 Monaten mit Beiträgen von Zivilgesellschaft, Jugendorganisationen, Forschungs- und Bildungsinstitutionen sowie einer Reihe "kritischer Freunde", vor allem aus dem Globalen Süden, entwickelt. Der Europarat war ebenso eingebunden wie EU-Institutionen, lokale und regionale Regierungen sowie zahlreiche Agenturen.

Die Erklärung versteht sich als Nachfolge der "Maastricht Declaration" von 2002 und reicht über die Perspektive von 2030 der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs) der UNO hinaus. Der Kerngedanke: "Globale Bildung befähigt Menschen, die Welt und ihren Platz in ihr kritisch zu reflektieren; sie öffnet ihre Augen, Herzen und Hirne gegenüber der realen Welt auf lokaler und globaler Ebene. Sie ermöglicht ihnen zu verstehen, ihre Fantasie zu entwickeln, zu hoffen und zu handeln, um eine Welt der sozialen und Klimagerechtigkeit zu schaffen, eine Welt des Friedens, der Solidarität, der Gleichheit und Gleichberechtigung, der planetarischen Nachhaltigkeit und internationalen Verständigung. Es geht um Respekt für Menschenrechte und Diversität, Inklusion und ein gutes Leben für alle, jetzt und in der Zukunft."

Die Erklärung fordert auch die "Dekolonisierung" der Lehrpläne im Sinne von "Global Citizenship Education". Sie versteht sich als eine "Deklaration der Hoffnung". Ist das bloße Konferenzrhetorik? Vielleicht doch nicht. Die "Dublin Declaration", die auch ein Monitoring- und Evaluationssystem vorsieht, hat tatsächlich das Potenzial, den Bildungssystemen in Europa eine neue, kosmopolitische und solidarische Ausrichtung zu geben. Entstanden als einzigartiges soziales Experiment der Kooperation von Regierungen und Zivilgesellschaft, kann sie einen längst überfälligen Reformprozess anstoßen.

Österreich war mit einer starken Delegation vertreten, durch das Bildungsministerium, die ADA, Vertreterinnen und Vertreter von NGOs und der Wissenschaft. Eine Vertreterin der ADA hat führend an der Ausarbeitung der Deklaration mitgewirkt, wie auch die Gründung von GENE auf den Österreicher Helmuth Hartmeyer, lange Jahre GENE-Vorsitzender, zurückgeht. Bildungsminister Martin Polaschek hat kürzlich betont: "Wir brauchen eine grundlegende Idee, wie Unterricht in der Zukunft aussehen muss." Die "Dublin Declaration" könnte diese grundlegende Idee liefern. Ansätze zu ihrer Umsetzung, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Strategiegruppe "Globales Lernen", der Klagenfurter Universitätslehrgang "Global Citizenship Education", sind bereits vorhanden.