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Bildung und Gespräch als Mittel gegen Fanatismus

Von Stefan Beig

Politik

Österreichische Muslime warnen vor Generalverdacht. | Wien. "Panik und Hysterie sind unbegründet." Am Montag warnte die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) vor einem Generalverdacht gegen Muslime. Aber "man muss weiter daran arbeiten, dass sich fanatische Einstellungen erst gar nicht bilden", sagte IGGiÖ-Medienreferentin Carla Amina Baghajati. Innermuslimische Bildung, "Integrationstheologie", Deutschkurse in Moscheen und Dialog nach außen seien konkrete Maßnahmen. Weiters sei eine Ausbildungsstätte für Imame in Österreich geplant.


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Kritik ernteten einige Politiker. Als "schockierend" bezeichnete etwa Baghajati eine Demonstration gegen die Aufstockung eines Gebetsraumes, zu der Landtagsabgeordnete der ÖVP und FPÖ aufgerufen hatten. "Begriffe wie artfremd geben Anlass zur Sorge", ergänzte Dudu Kücükgöl von der Muslimischen Jugend Österreich unter Anspielung auf Aussagen des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) über den Bau von Minaretten.

Die IGGiÖ ist als offizielle Islamvertretung auch für die Ausbildung islamischer Religionslehrer zuständig. 2006 sorgte ein Dozent der Religionspädagogischen Akademie, Imam Adnan Ibrahim, für Wirbel, als seine Aussagen gegen den Papst ("Die Flüche werden den Papst verfolgen"), Aufrufe zur Unterstützung von "Märtyrern" im Irak und in Palästina, sowie seine Verurteilung von Ehen mit nicht-muslimischen Frauen öffentlich wurden. Auf die Frage, warum Adnan Ibrahim nach wie vor Islamlehrer ausbilde, erklärte IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh: "Adnan Ibrahim hat seine Ansichten über interreligiöse Ehen geändert. Betreffend die Papstaussagen habe ich Adnan Ibrahim erklärt, dass man sehr wohl eine andere Meinung als eine anerkannte Autorität vertreten kann. Man darf sie aber nicht beschimpfen."

Schärfere Kontrollen

Beobachter außerhalb der IGGiÖ fordern schärfere Kontrolle durch den Gesetzgeber: "Man muss Lehrbücher, Vereine und Institutionen an den Rechtsstaat binden", meinte Ahmed Hamed von der palästinensischen Nachrichtenagentur. Ein Problem sei etwa die Polygamie: "Manche Moslems schließen offiziell in Moscheen mit zwei Frauen eine Ehe. Die Ehepaare müssten wie bei der Kirche zuerst zum Standesamt gehen."