Die Caritas spricht sich für mehr Unterstützungspersonal an Schulen aus.
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Wien. "Der Bedarf an Sozialarbeitern an Schulen ist enorm - und er wächst stetig an", sagt Ilga Keler, die an drei Schulen für Zehn- bis 15-Jährige in der Steiermark als Sozialarbeiterin tätig ist, zur "Wiener Zeitung". Nicht nur Schüler, sondern auch Eltern und Lehrer suchten ihre Hilfe. Caritas-Präsident Franz Küberl forderte am Mittwoch den Ausbau der Schulsozialarbeit und sprach damit einen heiklen Punkt des neuen Lehrerdienstrechts an, über das seit 2009 verhandelt wird: Die Lehrergewerkschaft will rund 13.600 Unterstützungskräfte - Unterrichtsministerin Claudia Schmied, die am Montag ihren Rücktritt bekanntgegeben hat, hielt stets an 2000 Planstellen dafür fest.
Fakt ist, dass die Verstärkung des Supportpersonals längst überfällig ist. Hat doch eine OECD-Studie im Juni dieses Jahres ergeben, dass Österreichs Pflichtschullehrer mehr Zeit mit unterrichtsfernen Tätigkeiten wie Bürokratie und Schulsozialarbeit verbringen als der OECD-Durchschnitt.
Für ein zweites kostenloses Pflicht-Kindergartenjahr
"Bildungspolitik ist die beste Sozialpolitik", hieß es dazu von der Caritas, die auch zu weiteren Bildungsthemen Stellung nahm. Sie tritt für ein zweites, verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr, die Einführung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen und flächendeckende Angebote an ganztägigen Schulformen ein. Genau diese Forderungen kamen zwar auch stets von der scheidenden Ministerin Schmied - ihnen haftet allerdings die gemeinsame Tragik an, dass permanent darüber diskutiert, aber kaum etwas weitergebracht worden ist.
Ein Schicksal, das die gesamte Bildungspolitik der vergangenen Jahre prägt. Allein bis zur Reform der Lehrerausbildung im Juni mussten elf Jahre vergehen, konkret wurde vier Jahre lang verhandelt. "Mit dem Stillstand muss Schluss sein", betonte Caritas-Direktor Michael Landau, wobei er die Schuld nicht allein bei Schmied, sondern in der gesamten Regierung sieht. Denn: "Das ist keine Frage des Glaubens, sondern eine Frage der Vernunft."
Bildung reduziere die Gefahr, arm zu sein. "Kein Kind darf zurückgelassen werden", so Landau. Der Schlüssel dazu sei der Kindergarten, der von der Aufbewahrungsstätte zur Bildungsinstitution avancieren müsse. Er sei zentrales Thema der künftigen Bildungspolitik. Primäres Ziel laut Landau: eine bundesweite Vereinheitlichung des Rahmengesetzes, das etwa Gruppengrößen, Öffnungszeiten und Personalschlüssel regelt. Auch an der Reform der Lehrerausbildung wurde zuletzt vor allem der Punkt kritisiert, dass die Ausbildung der Kindergartenpädagogen vorerst weiter kaum an Hochschulen stattfinden wird.
Auf die Frage, wie sich ein weiteres Pflicht-Kindergartenjahr mit der Wahlfreiheit vertrage, antwortete Landau: "Zwei Pflichtjahre erhöhen die Wahlfreiheit der Kinder, wenn sie einmal größer sind." Sozialarbeiterin Keler bestätigt: "Zentrales Thema unter den Schülern sind Existenzängste. Sie fürchten, dass ihre Leistungen für den weiterführenden Schultyp, der ihnen vorschwebt, nicht ausreichend sind."