Die schlechten Pisa-Ergebnisse zeigen es deutlich: Österreich muss von den Besten in Europa lernen.
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Wir tragen Verantwortung für die Zukunft von Österreichs Kinder und Jugendlichen und können es uns nicht länger leisten, ganze Generationen zu gefährden, weil eine tiefgreifende Bildungsreform ständig verzögert und blockiert wird. Die Pisa-Ergebnisse sind ernüchternd: Beim Lese-Test erreichten Österreichs 15- bzw. 16-jährige Schülerinnen und Schüler Platz 31 unter 34 OECD-Ländern. 28 Prozent der Schüler sind Risikoschüler, das bedeutet, sie können am Ende ihrer Pflichtschulzeit nicht ausreichend sinn erfassend lesen. Das zeigt einmal mehr, wie notwendig es ist, die unter Bildungsministerin Claudia Schmied begonnenen Reformen, wie frühe Sprachförderung der Fünfjährigen, kleineren Klassen, Neue Mittelschule, Bildungsstandards rasch und konsequent fortzuführen.
Von den Reformen unter Claudia Schmied konnten die Jugendlichen des Jahrgangs 1993, die 2009 getestet wurden, noch nicht profitieren. Sie leiden unter den Versäumnissen und Kürzungen aus der Zeit Elisabeth Gehrers - die Pflichtschulen verloren 2003 rund 5000 Lehrerstellen und in den AHS kam es zu Stundenkürzungen und Personalabbau, das betraf in erster Linie Förderkurse und zusätzliche Sprachangebote. Dennoch dürfen wir diese Generation nicht aufgeben. Hier braucht es Sofortmaßnahmen, wie Erhöhung der Lesekompetenz aller Schüler und einen raschen Ausbau der Ganztagsbetreuung und Förderkurse. Der öffentliche Druck für eine Bildungsreform wird immer größer und es hat sich bereits eine Phalanx aus verschiedensten gesellschaftlichen und politischen Lagern - Eltern, Lehrer, Schüler, Experten, Industriellenvereinigung, Wirtschaftsvertreter, Kirche und so weiter - gebildet.
In- und ausländische Bildungsexperten nennen als einen der Gründe, warum unsere Jugendlichen bei Pisa so schlecht abschneiden, die frühe Selektion im österreichischen Schulsystem. Die Trennung der Kinder mit zehn Jahren wird überwiegend vom sozialen Hintergrund bestimmt: Die soziale Herkunft, Einkommen und Bildungsstand der Eltern haben noch immer den größten Einfluss auf die Bildungslaufbahn.
Pisa-Erfolgsländer, wie Finnland oder Niederlande, zeigen uns vor, wie es geht: Dort werden die Kinder nicht mit zehn Jahren getrennt, sondern es wird konstruktiv und individuell mit Leistungsunterschieden umgegangen, Schwächen und Benachteiligungen werden ausgeglichen und Talente gefördert - und sie lernen voneinander. Eine ganztägige Betreuung ist selbstverständlich und Nachhilfe, für die Eltern zahlen müssen, existiert nicht. Im Vergleich dazu geben Österreichs Eltern jährlich 126 Millionen Euro jährlich für private Nachhilfe aus.
Daher: Schluss mit Verzögern und Blockieren - lernen wir von den Pisa-Erfolgsländern und machen wir Österreichs Bildungssystem fit für die Zukunft: Mit bester Förderung bereits im Kindergarten, Ausbau der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen, modernen Ganztagsschulen und einer neuen gemeinsamen Lehrerausbildung.
Josef Cap ist Klubobmann der SPÖ.