Bequemer Einkauf ist Konsumenten wichtiger als Preis. | Billa wächst drei Mal stärker als der Lebensmittelhandel. | Wien. 30 Gramm Müsli in der Plastikschale, fertig zubereitetes Curry-Hühnergeschnetzeltes und Kaffee zum Mitnehmen - der Lebensmittelhändler Billa richtet sich mit dem neuen Ladenkonzept Billa Box an jene Kunden, die schnell und bequem einkaufen wollen. Seit Dienstag hat der nur 150 Quadratmeter kleine Markt in der Garnisongasse 18 im neunten Bezirk in Wien geöffnet.
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"Wir bieten in der Billa Box auf kleiner Verkaufsfläche Lebensmittel zum sofortigen Verzehr oder Zubereiten", erklärte Billa-Vorstandschef Volker Hornsteiner bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Über weitere Mini-Märkte werde nach einer dreimonatigen Testphase entschieden.
Die Billa Box ist der erste Markt eines Einzelhändlers in Österreich, der sich auf Snacks und Fertiggerichte spezialisiert. "Bisher haben diese Funktion Tankstellenshops und in den Innenstädten die Bäckereien übernommen", sagt Michael Oberweger vom Standortberater Regioplan. Die Zahl dieser sogenannten Convenience-Stores für Waren des täglichen Bedarfs werde in Österreich weiter steigen, erwartet Oberweger. Entscheidend für den Erfolg des Marktes sei ein Standort in einer hochfrequentierten Lage.
Teurer als im Supermarkt
Was hierzulande noch als Pilotprojekt läuft, hat in anderen Ländern bereits Erfolg: Die britische Handelskette Tesco steigerte mit ihren kleinen Tesco-Express-Läden den Umsatz von 184 Mio. Euro im Jahr 2000 auf 1,7 Mrd. Euro im Jahr 2005.
Den Erfolg der Mini-Supermärkte erklären Konsumentenbefragungen der Unternehmensberater McKinsey und AT Kearney: Den Konsumenten ist es demnach wichtig, bequem und zeitsparend einzukaufen - erst danach folgt der Preis. "Für Service sind Kunden bereit, etwas mehr zu zahlen", so Oberweger. Billa verkauft seine Produkte in der Billa Box je nach Produkt um rund zehn Prozent teurer als in den klassischen Billa-Märkten, wie ein Lokalaugenschein im neuen Ladenformat ergibt.
Neben der Billa Box konzentriert sich Billa bei der Expansion auf Märkte mit mehr als 500 Quadratmetern Verkaufsfläche. "Kleine und alte Billa-Läden schließen wir, weil diese Märkte unser Image schädigen", so Hornsteiner. Insgesamt bleibt Billa somit bei 1000 Standorten - inklusive 30 Neueröffnungen und Schließungen. Unter anderem mussten 16 Billa-Standorte im Zuge der Übernahme von Adeg durch den Billa-Mutterkonzern Rewe abgegeben werden. Den Schwerpunkt setzt Billa aber auf Umbauten: 250 Märkte wurden in den vergangenen drei Jahren generalsaniert, heuer waren es 49 Läden.
Billigmarke Clever boomt
Von der Wirtschaftskrise spüre man nichts, so Hornsteiner: "Billa steuert auf das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte zu." Umsatzzahlen werden bei Rewe nicht separat ausgewiesen. Billa rechne heuer mit sechs Prozent Umsatzplus. Für den gesamten heimischen Lebensmitteleinzelhandel erwartet der Marktforscher AC Nielsen (Stand September) hingegen nur um zwei Prozent mehr Umsatz.
Die geringeren Erträge durch die "aggressivere" Preispolitik würden die Mengensteigerungen wettmachen. "Die Preisgarantie für 250 Produkte der Eigenmarke Clever haben 20 bis 30 Prozent Mengenwachstum gebracht", sagt Hornsteiner. Auch die Bio-Eigenmarke Ja!Natürlich wachse, wenn auch langsamer als in den Vorjahren. Derzeit liegt der Eigenmarkenanteil von Billa bei 17 bis 18 Prozent. Ziel sei es, diesen Anteil auf 20 Prozent zu steigern.