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Billa prescht mit Herkunfts-Siegel vor

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Kette preist österreichische Produkte mit rot-weiß-rotem "A+A" an. | EU: Verpflichtende Herkunftsbezeichnung könnte noch heuer kommen. | Wien. Wer in Zukunft bei Billa einkauft, kann dies gleich mit einem aufschlussreichen Geografie-Suchspiel verknüpfen: Ab 10. Mai preist der Handelskonzern alle Produkte, die zu 100 Prozent aus Österreich stammen - also sowohl der Rohstoff als auch die Be- und Verarbeitung -, mit einem "A+A"-Logo aus. Eingebettet ist die Kennzeichnung in eine rot-weiß-rote Fahne auf jedem Preisschild.


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"Wir wollen den Konsumenten eine bessere Orientierung geben und den Österreich-Bezug klar dokumentieren", erläuterte Billa-Vorstand Josef Siess.

Vom gesamten Sortiment werden laut Billa jedoch nur etwa zwei bis drei Prozent unter die "A+A"-Kennzeichnung fallen - etwa Trinkmilch, Topfen, Butter oder Rahm. Bei der 100-Prozent-Kennzeichnung ist eine Toleranzgröße von zwei Prozent erlaubt, etwa für Gewürze. Nur ein "A" bekommen Lebensmittel, deren Wertschöpfung zumindest zu 50 Prozent in Österreich stattfindet.

"Es ist spannend, wie der Konsument reagieren wird", sagt Siess. Immerhin haben viele heimische Traditionsbetriebe keine "A+A"-Auszeichnung. Dies liegt jedoch nicht an der schlechteren Qualität, wie vielleicht der eine oder andere Konsument beim Gang durch die Regale vermuten könnte, sondern an fehlenden Rohstoffen im eigenen Land. Lebensmittel wie Kakao, Schokolade oder Bodenhaltungs-Eier sind gar nicht oder nicht immer in der benötigten Menge in Österreich erhältlich.

Verwirrende Gütesiegel

Ob und in welchem Ausmaß auch andere Firmen unter dem Rewe-Dach, also Merkur, Bipa und Penny, die neue Kennzeichnung übernehmen, entscheide jede Marke selbst, so Billa-Vorstand Volker Hornsteiner.

Nachahmer unter anderen Lebensmittelketten tun sich bisher nicht hervor. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann betont: Zu viele neue Siegel und Kennzeichnungen würden die Kunden nur verwirren, deshalb wolle Spar auch keine eigene neue Herkunftsbezeichnung einführen. "Wir setzen auf das AMA-Gütesiegel, denn das ist ein gelerntes Zeichen", so Berkmann.

Bei der Agrarmarkt Austria (AMA) will man die Einführung das Billa-Logos nicht kommentieren. Feststehe lediglich, dass "das AMA-Gütesiegel die Königsklasse" sei, betont AMA-Sprecherin Hermine Hackl.

Ihr Argument: Kriterium für die Vergabe des rot-weiß-roten Gütesiegels sei nicht nur die Herkunft aus Österreich, sondern auch die Qualität, die über dem gesetzlichen Rahmen liegen müsse und mit ständiger unabhängiger Kontrolle verknüpft sei.

Die Kontrolle ist es auch, die Konsumentenschützer das "A+A"-Logo mit skeptischen Blicken betrachten lässt. "Es muss eine unabhängige, zertifizierte Kontrollstelle involviert sein, die in ausreichendem Ausmaß sicherstellt, dass die Angaben korrekt sind", betont AK-Lebensmittelexperte Heinz Schöffl, der darauf verweist, dass gerade bei hochverarbeiteten Produkten eine Rückverfolgung der Herkunft schwierig ist.

Grundsätzlich wird die bessere Information der Kunden über den Warenursprung von der Arbeiterkammer begrüßt. Statt diese Aufgabe jedoch den Supermärkten zu überlassen, sollte die EU-Gesetzgebung aktiv werden.

Grünes Licht dafür könnte tatsächlich bald aus Brüssel kommen: Im EU-Parlament haben vor kurzem die zwei entscheidenden Ausschüsse für die Einführung einer verpflichtenden Herkunftsbezeichnung gestimmt. Diese könnte vorerst nur für Produkt-Hauptbestandteile wie Fleisch, Milch oder Gemüse gelten. Experten rechnen damit, dass die EU-Minister spätestens im Herbst die gesetzliche Herkunftsbezeichnung absegnen werden.