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Billig fährt am schnellsten

Von WZ-Korrespondent Denis Meraru

Wirtschaft

Weitere Kfz-Bauer folgen dem Beispiel von Renault. | 500 Logans in Österreich verkauft. | Bukarest . Renault hat auf das richtige Pferd gesetzt. Sein Dacia Logan verkauft sich gut. Das Auto aus dem rumänischen Pitesti ist seit 2004 auf dem rumänischen Markt zu haben und seit vergangenem Sommer auch in Westeuropa.


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Mit einem Einstiegspreis von 9300 Euro - ursprünglich waren 5000 Euro angepeilt worden - ist der Logan derzeit das billigste Auto auf dem westeuropäischen Markt. Bis Ende Juli setzte Dacia insgesamt 260.000 Logans ab, davon über 100.000 im Ausland. "Logan erobert die westliche Welt", sagt Dacia-Sprecher Silviu Sepciu. Auf Renaults Heimmarkt Frankreich wurden bisher 23.000 Stück verkauft, in Spanien 5900. Auch in Deutschland, wo das Auto zunächst unter einem schlechten Ruf litt, ist der Logan inzwischen angekommen. Gut 5500 Stück wurden hier abgesetzt.

Selbst in Österreich und der Schweiz ist der Logan jetzt angekommen, mit knapp 500 und 270 Stück. Insgesamt hat sich Dacia für dieses Jahr das Ziel von 200.000 verkauften Stück gesetzt. Produziert wird der Logan nicht mehr nur in Rumänien, sondern auch in Russland, Marokko und im Iran. Im nächsten Jahr soll die Produktion in Indien anlaufen, 2008 auch in Brasilien.

Das schnelle Pferd aus dem Iran

Andere Produzenten wollen dem Beispiel von Renault folgen. Der iranische Hersteller Iran Khodro (IKCO) hat Anfang August eine Produktionsstätte in einer Vorstadt der weißrussischen Hauptstadt Minsk für seinen Samand eingeweiht. Damit ist IKCO der erste Autohersteller aus einem islamischen Land in Europa.

Die Fabrik hat derzeit eine Kapazität von 6000 Stück, die auf 60.000 Stück ausgeweitet werden soll. Verkauft werden sollen die Autos in Weißrussland selbst. Aber auch nach Russland sollen schon in diesem Jahr 3000 Samands exportiert werden.

Mittelfristig will IKCO seine weißrussischen Samands auch in den Westen verkaufen. Auch andere Märkte sind bereits im Visier: Noch im Herbst soll eine Fabrik im chinesischen Shandong mit der Produktion beginnen. In der venezolanischen Hauptstadt Caracas soll die Produktion im November aufgenommen werden. Andere Ziele: Senegal und Syrien.

Der Samand - persisch für "schnelles Pferd" - wird seit 2002 produziert. Seine Produktion soll bis Ende 2007 auf jährlich 200.000 Stück ausgeweitet werden. Der Grundpreis ist nicht bescheiden: 9750 Euro. Aber dafür bekommt man ABS, einen doppelten Airbag, einen niedriger Verbrauch von 6,6 Liter pro 100 Kilometer und eine Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde dazu.

Globaler Marktanteil bis zu 10 Prozent

Andere Produzenten sind noch nicht so weit. Der indische Hersteller Tata Motors verspricht für die nächsten drei Jahre einen Kleinwagen für 2200 US-Dollar. Tata will in die Fabrik in Westbengalen immerhin 220 Mio. Dollar investieren und 10.000 Arbeitsplätze schaffen. Angestrebt ist eine Produktion von einer halben Million Stück pro Jahr. Damit tritt Tata in unmittelbare Konkurrenz mit Suzuki. Der japanische Hersteller produziert seit 1983 in Indien den Maruti 800. Mit 4,3 Mio. Stück ist es das meistverkaufte Auto in Indien. Der Preis von 3800 Dollar dürfte noch fallen, wenn Tata sein Versprechen wahrmacht.

Paul Schiaucu, einst führender Dacia-Manager und Vizepräsident der Internationalen Vereinigung der Motorfahrzeug-Hersteller, geht davon aus, dass die Billigautos bis 2010 einen globalen Marktanteil von 10 Prozent erreichen. "Renault war der erste Hersteller, der Billigautos für den westeuropäischen Markt baute. Jetzt haben viele Hersteller ähnliche Projekte."

Er sagt einen großen Wettbewerb zwischen den Anbietern voraus. Viele würden aus Kostengründen in Osteuropa und Asien produzieren. Den Sprung auf den großen westeuropäischen Markt würden aber nur wenige schaffen. Auch der Samand müsste technisch noch deutlich verbessert werden, wenn er in Westeuropa eine Chance haben wolle. Dacia hat vorgemacht, wie es geht. Andere werden folgen. Den einheimischen Herstellern in Westeuropa erwächst eine neue Konkurrenz.