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Billig-Gas über heimische Börse

Von Dieter Friedl

Analysen

Beteiligung der Gazprom umstritten. | Preise am Boden, Markt im Umbruch. | Wien. Kann es eine Gaskrise wie zu Jahresbeginn wieder geben? Russland versucht dieses Szenario an die Wand zu malen, hat dabei aber nicht allzu gute Karten. Die Lage am internationalen Gasmarkt hat sich dramatisch verändert. Gas gibt es in Hülle und Fülle - und es ist am freien Markt billig wie schon lange nicht.


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Die großen Energiekonzerne wie die OMV sitzen allerdings auf langfristigen Verträgen (bis zum Jahr 2027), die auf Basis des Ölpreises kalkuliert werden. Dadurch haben sie nicht die Möglichkeit, das derzeit billige Gas vom freien Markt zu kaufen: Sie müssen ihren Vertragsverpflichtungen nachkommen. Billig-Gas wird es nach Expertenmeinung zumindest noch zwei Jahre geben, mit einem Gasüberangebot wird bis 2015 zu rechnen sein.

Massive Margenverluste

Unternehmen, die nur auf "Altverträge" setzen, könnten künftig erhebliche Mengen- und Margenverluste erleiden. Immer mehr Energieversorger versuchen jedoch, die Vollversorgungsverträge zu Gunsten einer Beschaffungsstrategie aufzugeben, bei der unterschiedliche Produkte zu verschiedenen Zeitpunkten eingekauft werden. Dafür bedarf es aber eines ausgereiften Risikomanagements.

Österreichs Gasversorgung basiert zu etwa 90 Prozent auf langfristigen Verträgen. Walter Boltz, Chef der Regulierungsbehörde E-Control, fordert deshalb, dass diese Quote auf 50 Prozent reduziert werden sollte, um durch den Einkauf günstigen Gases das heimische Preisniveau zu senken.

Was hilft nun bei einer Gaskrise? Trotz aller Lippenbekenntnisse hat sich bei der Gasinfrastruktur in den letzten Monaten wenig bis gar nichts getan. Es gibt kaum neue Gasspeicher und die EU ist mit neuen Verordnungen für eine bessere Organisation im Fall einer Gaskrise noch in einer Nachdenkphase. In Österreich hat man gelernt, sich für den Krisenfall besser zu organisieren, die Einsatzpläne wurden verbessert. Die österreichischen Gasspeicher sind voll, man könnte viele Wochen von den Vorräten leben. In den östlichen Staaten, die an der russischen Gasnabelschnur hängen, wäre wieder mit großen Schwierigkeiten zu rechnen, es fehlen nach wie vor Speicher und Infrastruktur. Für Westeuropa sieht die Lage besser aus, da man fehlendes Russengas durch die Einspeisung von Flüssiggas ersetzen könnte, das derzeit im Überfluss vorhanden ist.

Aufbau einer Gasbörse

Künftig wird es auch noch eine zusätzliche Erleichterung für die Versorgungssicherheit geben. Die OMV wird im heimischen Gashub Baumgarten eine Gasbörse aufbauen, wo man billiges Spotgas ersteigern kann. Nach einigen Verzögerungen soll diese Börse nun am 11. Dezember ihren Betrieb aufnehmen. Die Voraussetzungen für dieses Projekt gestalteten sich aber recht schwierig. Nicht nur, dass sich die russische Gazprom daran beteiligen möchte, es gab auch Widerstand bei den heimischen Gasnetzbetreibern, die für die zukünftige Gasbörse ein "Balance Agreement" unterzeichnen müssen. Weil es hier Widerstände gab, hat die heimische Kontrollbehörde ein Missbrauchsverfahren eingeleitet. Am Dienstag dieser Woche haben die Netzbetreiber nun ein entsprechendes Übereinkommen paraphiert.Die Beteiligung von Gazprom ist aber nach wie vor umstritten. Am künftigen Central European Gashub soll die OMV mit 30, die Wiener Börse mit 20 und Gazprom mit 50 Prozent beteiligt sein.

Das stößt auf Widerstand bei der EU-Wettbewerbsbehörde, die moniert, dass es nicht angehe, dass der physische Gashandel und die entsprechende Organisation in einer Firma gebündelt sind. Gazprom, als Monopolist, würde damit zu viel Einsicht und Einfluss bekommen. Die beiden Bereiche sollten daher getrennt werden. In Expertenkreisen wird davon ausgegangen, dass die geplante Gasbörse nun einmal ohne die Russen starten wird.