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Billigflieger als Vorbild für Tourismus

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Inländische und ausländische Touristen urlaubten 2004 kürzer in Österreich, dafür öfter. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Die Zahl der Nächtigungen blieb heuer im Vergleich zum Vorjahr mit 118 Millionen gleich, die Zahl der Ankünfte stieg um 1,7% auf 28,6 Millionen. Deutsche Gäste kamen weniger oft nach Österreich als 2003. "Konjunkturflaute" antwortete gestern Arthur Oberascher, Geschäftsführer der Österreich Werbung, auf die Frage nach dem Grund für das Fernbleiben.


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Gespart wird nicht nur an der Reise. Viele Gäste gäben im Urlaub weniger aus und versorgen sich zunehmend selbst, berichte Oberascher: "Eine der ersten Fragen ist: Wo gibt es in der Nähe einen Billa und einen Spar." Darauf wolle die Österreich Werbung reagieren.

Kein "Aldi-Urlaub"

Von "Billigurlaub" oder "Aldi-Tourismus" wollte Oberascher zwar nicht sprechen, die Worte "low cost" nahm er dennoch in den Mund. "Die Erfolgsmodelle der Billigfluglinien werden an der österreichischen Ferienhotellerie nicht vorüber gehen", meinte Oberascher. Billigfluglinien, die Touristen zu Billighotels in Österreich fliegen, stelle er sich darunter aber nicht vor. Abgeschaut werden könnte von den Billigfluglinien, wie Restplatzkapazitäten vermarktet würden. Es gehe auch darum, vernetzte Leistungen anzubieten, Urlaube für preissensible Kunden, die Anreise, Unterbringung und Angebote enthalten. Und es müssten neue Vertriebskanäle genutzt werden, wie Reiseveranstalter und auch Lebensmittelketten.

Die Zeiten, in denen Hoteliers vor ihren Häusern auf Gäste gewartet haben, seien vorbei. Wer nicht aktiv werden würde, werde es schwer haben. Ein Hotelier müsse sämtliche Vermarktungsmöglichkeiten ausschöpfen. "Mit low cost meine ich nicht eine reine Preissenkungsstrategie, sondern neue Kooperationsformen." Was konkret aus der Idee "low cost" entstehen könnte, werde in den kommenden Monaten diskutiert werden. Der Focus solle dabei auf den Sommertourismus gelegt werden, erklärte Oberascher, "der Wintertourismus funktioniert ohnehin."

Neue gewinnen, Alte behalten

Mehr Gäste aus Taiwan, Südamerika und den arabischen Ländern will die Österreich Werbung gewinnen. Das nach wie wichtigste Land, Deutschland, soll dabei nicht vernachlässigt werden. 36% aller Urlauber in Österreich kamen 2004 aus Deutschland. Um wieder mehr Gäste nach Österreich zu bringen bzw. den Anteil deutscher Urlauber zu halten, will die Österreich Werbung verstärkt auf Zielgruppenmarketing setzen, etwa im Wellness- oder Musik-Bereich. Das Budget der ÖW beträgt heuer insgesamt 49,5 Mio. Euro (nach 48,7 Mio. Euro im Vorjahr). Die Geldmittel für Werbung in Deutschland sollen um 14% auf 4,8 Mio. Euro erhöht werden.

Laut vorläufigen Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) ist die Wertschöpfung im österreichischen Tourismus ist 2004 um 3,7% auf 22,4 Mrd. Euro gestiegen.