Kurz vor der deutschen Bundestagswahl hat Terroristenchef Osama bin Laden sich in einer neuen Internet-Botschaft an die Europäer gewandt. Wie das amerikanische Intel-Center, zuständig für die Einschätzung von terroristischen Internet-Botschaften am Freitag mitteilte, rief der Al-Kaida-Chef die Europäer darin auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.
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Die Europäer sollten "von den Fehlern anderer lernen", heiße es in der als echt eingestuften Botschaft. Zuvor hatte der mutmaßliche Al-Kaida-Extremist Bekkay Harrach ein neues Video im Internet veröffentlicht, in dem er offensichtlich deutschsprachige Muslime als Terroristen anwerben wollte.
Im deutschen Innenministerium ist die Bin-Laden-Botschaft bekannt, und sie werde sehr ernst genommen, sagte am Abend ein Sprecher. Das Band, das sich in die massive Propaganda des Terrornetzes Al-Kaida einfüge, werde derzeit ausgewertet: "Wir tun unsere Arbeit, und wir tun das ruhig und gewissenhaft. Wir lassen uns nicht in den Zustand der Erregung versetzen."
In dem Video wird laut Spiegel online ein deutschsprachiger Kämpfer gezeigt, der sich "Ayyub" nenne. Er sage wörtlich: "Erst durch euren Einsatz hier gegen den Islam wird ein Angriff auf Deutschland für uns Mujaheddin verlockend." Es sei nur eine Frage der Zeit, bis "der Jihad die deutschen Mauern einreißt".
Dazu würden Fotos vom Brandenburger Tor, dem Hauptbahnhof in Hamburg, dem Oktoberfest, dem Kölner Dom und der Frankfurter Skyline eingeblendet. Innenminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsminister Franz-Josef Jung würden ebenfalls gezeigt, hieß es weiter.
Bin Laden sei in dem Video nur als Standbild zu sehen. Er unterbreite - mit deutschen Untertiteln - seine Analyse des Verhältnisses der Europäer zu den Muslimen und lege seine Sicht der Zukunft der NATO in Afghanistan dar. Das Propagandawerk sei knapp fünf Minuten lang.
In der Audio-Botschaft wirft eine Osama bin Laden zugeschriebene Stimme den Ländern der NATO vor, in Afghanistan unrechtmäßig Menschen zu töten. Frauen, Kinder und ältere Männer seien getötet worden, "weil George W. Bush böse auf sie war". Er forderte die Europäer auf, sich aus dem Land zurückzuziehen. Sich zur Wahrheit zurückzubegeben, sei besser als den falschen Weg zu verfolgen.
Der Terroristenanführer nimmt auch Bezug auf die Al-Kaida-Anschläge in Madrid im März 2004 und in London im Juli 2005. Hätten die Europäer mit eigenen Augen gesehen, wie brutal die Amerikaner und ihre Helfer gegen die Taliban im Norden Afghanistans vorgegangen seien, könnten sie nachvollziehen, was zu den blutigen Taten von Madrid und London geführt habe.
Die Bin-Laden-Botschaft wurde am Freitag auf den einschlägigen Islamisten-Websites verbreitet.