Weltgrößter Einzelhändler will auch größter Biohändler in den USA werden. | Beschriftung auf Produkten falsch. | NewYork/SanFrancisco. Es ist kein Jahr her, dass der US-amerikanische Mega-Discounter Wal-Mart den ambitionierten Plan bekannt gegeben hat, der größte Biohändler und Energiesparer Amerikas werden zu wollen.
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Doch schon sieht sich der weltweit größte Einzelhändler, der 176 Millionen Kunden pro Woche bedient und allein in den USA 1,3 Millionen Angestellte hat, mit ersten Problemen konfrontiert. In mehreren Supermärkten soll es zu falscher Beschriftung von Bio-Produkten gekommen sein. Konsumentenschutzorganisationen klagen über Kundentäuschung und haben beim Landwirtschaftsministerium Beschwerde eingelegt. Dieser soll nun nachgegangen werden.
Der angekündigte Weg der 312 Mrd. Dollar Umsatz starken Supermarktkette in Richtung Bio und Nachhaltigkeit wird innerhalb der Umweltschutzorganisationen und Bio-Kooperativen mit geteilter Meinung aufgenommen. Der Grund: Das schlechte Image des Discounters, lässt viele an der Glaubwürdigkeit der beherzten Vorhaben zweifeln. Seit Jahren wird Wal-Mart kritisiert, seiner Belegschaft zu wenig zu bezahlen, keine Gewerkschaften zuzulassen, bei der betrieblichen Krankenversicherung zu sparen, Minderheiten und Frauen zu diskriminieren und eben die Umwelt zu verschandeln. Auch das vor drei Wochen durchgesickerte neue Arbeitszeit- und Entlohnungsmodell, das strikte Verdienstobergrenzen und eine weitere Arbeitszeitflexibilisierung zur Folge hat, ist für viele ein Zeichen, dass man Wal-Mart nur mit großer Vorsicht begegnen kann.
Dennoch, viele der Vorhaben scheinen trotz aller Kritik vielversprechend. So sind Wal-Marts langfristige Ziele etwa die Verwendung von erneuerbarer Energie in allen Wal-Mart Supermärkten, radikale Reduzierung des Abfalls und die Umstellung der Angebotspalette auf nachhaltig und umweltfreundlich hergestellte Produkte. Selbst die Kundenkarte soll nicht mehr aus Plastik, sondern aus auf Mais basierendem PLA (poly lactic acid) sein.
Manche Erfolge kann das Unternehmen bereits verzeichnen. Wal-Mart ist zur Zeit der weltgrößte Einkäufer von organisch angebauter Baumwolle, und viele der in den mehr als 7000 Filialen angebotenen Fische stammen aus nachhaltigem Fischfang. Zudem verkauft man "Fairtrade" Kaffee und die in den USA noch nicht sehr populären Energiesparlampen.
Dass die Umwandlung des Unternehmens zum Biohändler nicht alleine aus reinem Mitgefühl für die Umwelt passiert, gibt selbst der Chef Lee Scott zu. "Wir haben erkannt: Der wahre Grund all dies zu tun, es ist gut fürs Geschäft."